Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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gegen, um so mehr, als dem englischen Obergeneral schon längst die 
Engherzigkeit der Generalstaaten und die Eifersucht der holländischen 
Generale jedes Zusammenwirken mit ihnen auf holländischem Gebiete 
verleidet hatte. Marlborough hatte schon im Vorjahre (1703) einige 
Hülfe gesendet, jetzt gingen die Unterhandlungen mit ihm dahin, 
daß das Gros seiner Armee von den Niederlanden her nach Süd— 
deutschland abrücken sollte, um mit den Truppen des Markgrafen 
von Baden vereint gegen die französisch-bayerische Armee vorzu— 
gehen. Das mußte angesichts der französischen Heerestheile, die sich 
an den Grenzen Deutschlands überall ausbreiteten und überall auch 
im Vortheil waren, an sich schon nicht leicht sein, ebenso wie der 
ungestörte und täuschende Abmarsch Marlboroughs aus seiner bis— 
herigen Stellung in den Niederlanden. Noch schwieriger war jedoch 
die unter den augenblicklichen Verhältnissen nothwendige Täuschung 
der Generalstaaten, ja auch der englischen Regierung, deren Interessen 
denen des Kaisers von Deutschland nur eben im Nothfalle ent— 
sprechen wollten. 
Dennoch gelang es Marlborough, sowohl Feind wie Freund 
über seine Absichten zu täuschen und durch den Abmarsch seiner 
Armee von der Maas nach der Donau den Kriegsschauplatz an die 
entscheidende Stelle zu versetzen. Hier wurden erst die grundlegenden 
Erfolge der Alliirten errungen, denen dann später der Sieg Marl— 
boroughs bei Ramillies auch im Norden die wünschenswerthe Aus— 
dehnung verschaffte. 
Ende April war Marlborough, nachdem er die Bedenken seiner 
Regierung gegen seinen Plan beseitigt hatte, mit bedeutenden Ver— 
stärkungen in Holland gelandet und in Mastricht eingetroffen. Alles, 
was geschah, ließ glauben, daß der Feldzug an der Mosel eröffnet 
werden würde, und daß Marlborough gegen Metz vorrücken wollte. 
Auverkerque erhielt den Oberbefehl an der Maas, Marlborough 
rückte mit 15 000 Mann englischer Truppen gegen die Mosel ab. 
Villeroy hatte nichts Eiligeres zu thun, als seinem Beispiele zu 
folgen und unter Zurücklassung Bedmars in den „Linien“ gegen 
Huy vorzurücken. Die Verwunderung Villeroys war groß, als 
sein Gegner, ohne sich aufzuhalten, mit seinem Korps nach Coblenz 
rückte und sich dort mit den frühzeitig dorthin befohlenen Hessen 
und Lüneburgern, je 10 000 Mann stark, vereinigte. Villeroy wurde 
aber noch weiter getäuscht, denn während Marlborough seinen Marsch 
nach Mainz fortsetzte, rückte der Marschall in dem Glauben, daß der
	        
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