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seine Front und linke Flanke anzugreifen. Diese Bedrohung der
Flanke veranlaßte den Erbprinzen, stehen zu bleiben und den fran—
zösischen Angriff abzuwarten.
Die im ersten Treffen stehende hessische und braunschweigische
Infanterie empfing den Angreifer mit einem so ruhig und kaltblütig
abgegebenen Bataillonsfeuer, daß die französische Kavallerie zweimal
zurückgeworfen wurde. Die Infanterie Tallards blieb jedoch im
Vorrücken und griff zum Bajonett. Nun entspann sich ein ganz
mörderisches Handgemenge. Zwar geriethen dabei einige holländische
Bataillone in Unordnung und lösten sich zum Theil auch auf, die
ibrigen aber, vor Allem die hessischen Grenadiere, wichen keinen
Fuß breit zurück, sondern schlugen alle Angriffe ab. Bis zum späten
Abend dauerte der Kampf; gegen 4 Uhr nachmittags glückte es schließlich
Tallard, in einem vierten allgemeinen Kavallerieangriffe den rechten
Flügel des Erbprinzen zum Zurückgehen zu bringen, während es
schon dunkelte. Leider vermochte das ganz erschöpfte und ungeordnete
Korps des Prinzen von Nassau auch nicht das Mindeste zu leisten,
sonst hätte sich vielleicht doch noch das Geschick wenden können.
Erbprinz Friedrich hatte eingesehen, daß bei längerem Stehen—
bleiben auch sein Schicksal besiegelt, daß er in der linken Flanke
und im Rücken umfaßt sei. Er ließ daher seinen rechten Flügel
eine Rückwärtsschwenkung ausführen, obwohl, wie gesagt, derselbe jetzt
in Unordnung gerathen war. Um diese schwierige Bewegung zu
ermöglichen, setzte er sich dabei selbst, da ihm sein Pferd unter dem
Leibe erschossen worden war, zu Fuß an die Spitze des hessischen
Grenadier-Regiments und führte es mit Ungestüm zum Gegen—
stoße vor.
Zuerst traf man auf feindliche Reiterei, die sofort attackirte.
Zum Glück waren die hessischen Reiter des Regiments Erbprinz
und Hessen-Homburg nahe und warfen sich ihr entgegen, freilich um
bei ihrer zu hitzigen Verfolgung durch neue Scharen feindlicher
Reiterei wieder zurückgeworfen und zersprengt zu werden. Jetzt war
man auch der feindlichen Infanteriemasse nahe. Die beiden fran—
zösischen Regimenter Royal und La Marche gingen dem Grenadier—
Regiment entgegen. Es begann nochmals ein Kampf auf Leben und
Tod, Mann gegen Mann, und die hessischen Grenadiere kämpften
bis zum letzten Athemzuge, kämpften so hartnäckig, daß der Feind
einen Angriff auf die übrigen Truppen nicht mehr wagte. Das
Brenadier-Regiment wurde fast aufgerieben, aber auch seine un—