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sich aber jetzt bei Mühlheim ein aus darmstädtischen, mainzerischen
und westfälischen Truppen bestehendes Korps von rund 10 000 Mann
unter General Vehlen, später unter dem Prinzen von Nassau—
Weilburg. Wie wir sahen, konnte dieses in der Mitte November
auch die Ankunft eines Korps der holländisch-englischen Armee unter
dem Erbprinzen von Hessen erwarten. Das war jedoch Alles, was
augenblicklich von verbündeter Seite aufgeboten werden konnte. Das
Schicksal von Landau hing davon ab, ob die Hülfe rechtzeitig kam.
Leider sollte dies nicht der Fall sein.
Der Prinz von Nassau-Weilburg war nach Speyer vorgerückt,
wo die Vereinigung mit dem Erbprinzen von Hessen am 15. No—
vember stattfand. Durch aufgefangene Briefe hatte Tallard von
der Absicht Kenntniß erhalten, daß Marlborough ein Korps in die
Pfalz detachiren werde. Der Erfolg davon war, daß von Villeroy auch
seinerseits das Korps Précontat, 10 000 Mann stark, über Luxem—
burg abgesendet wurde und nun dem Erbprinzen von Hessen auf
dem Fuße folgte. Wie es in Landau stand, hatte der Prinz von
Nassau-Weilburg andererseits ebenfalls erfahren. Danach war Gefahr
im Verzuge. Unglücklicherweise glaubte er, wie der Erbprinz, Pre⸗
contat noch nicht nahe, und so beschlossen sie, trotz ihrer Vereinigung,
den Entsatzversuch von Landau noch bis zur Ankunft jenes hannover—
schen Korps unter General Sommerfeld abzuwarten, obwohl dieselbe
erst in fünf Tagen erfolgen konnte.
Tallard seinerseits hatte Précontat bündigsten Befehl zugeschickt,
seinen Anmarsch zu beschleunigen, und erreichte es denn auch, daß
derselbe wenigstens mit der Kavallerie und 800 Mann Infanterie
auf Wagen bei Nieder-Essingen zu ihm stieß. Tallard selbst hatte
nur die nöthigsten Truppen vor Landau gelassen und war am
14. November nachts mit 16 000 Mann nach Nieder-Essingen vor—
marschirt. Er verfügte nun über 34 Bataillone, 66 Eskadrons mit
etwa 18 000 Mann.
Der 15. November war zufällig der Namenstag des Kaisers
Leopold J., und die beiden verbündeten Generale hatten diesen
Tag den Soldaten zu „Ergötzlichkeiten und Lustbarkeiten“ freigegeben.
Die Korps standen bei Dudenhofen— Mechtersheim—Heiligenstein
und westlich bezw. südwestlich von Speyer, die beiden Generale be⸗
fanden sich in letzterer Stadt. Die Truppen des Erbprinzen waren
vollständig versammelt, diejenigen des Grafen von Nassau nur erst
zum Theil, einige Bataillone befanden sich noch am rechten Ufer.
Geschichte des Füs. Regts. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80.
Schlacht am
Speyerbache
(15. November
1703).