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Aber auch Précontat hatte nichts versäumt, am 15. November stand
er bereits bei Landau zur Verfügung Tallards.
Die Operationen am Oberrhein im Jahre 1702 waren viel—
bersprechend gewesen, diejenigen des Feldzuges 1703 schlossen sehr
beunruhigend. Die Vortheile, die errungen worden waren, gingen
verloren durch das Auftreten des Kurfürsten von Bayern, dem es
bei der Schwäche und ganz unglaublichen Zersplitterung der Armeen
des Kaisers von Oesterreich gelang, selbst die österreichischen Erblande
zu bedrohen, bis er durch einen zu wenig gut vorbereiteten Einfall
in Tyrol von allem Weiteren abgehalten wurde.
Zur Vertheidigung des Rheins stand Markgraf Ludwig von
Baden in einer befestigten Stellung bei Stollhofen, kleinere Korps
befanden sich im Schwarzwald, an der Lauter und am Queich sowie
in der Rheinpfalz bis zum Hunsrück.
Marschall Villars, der gegenüber stand und den Befehl erhalten
hatte, nach Bayern vorzudringen, um dem Kurfürsten die Hand zu
reichen, hatte für diesen Zweck selbst etwa 33 000 Mann verfügbar,
während Tallard mit 26 000 Mann gegenüber dem Markgrafen
von Baden stehen bleiben sollte. Ein weiteres Korps sollte Lothringen
decken.
Schon im Februar eröffnete Villars die Operationen, indem er
bei Neuburg den Rhein überschritt und gegen den bei Kehl sich
versammelnden Markgrafen vorging. Die Schwäche dieses Letzteren
gestattete Villars dann, Kehl zu erobern, wodurch er von jetzt
ab einen neuen Brückenkopf am Rhein in der Hand hatte. Den
Durchmarsch durch den Schwarzwald, der seitens des Markgrafen
auf alle Weise unpassirbar gemacht worden war, schob Villars
noch wegen der winterlichen Jahreszeit auf. Er ging wieder über
den Rhein zurück.
Erst in der Mitte April nahm Villars seine Vorbewegung
wieder auf, nun aber mit 60 000 Mann, während der Markgraf
kaum 15 000 Mann bei Stollhofen verfügbar hatte. In den Lauter—
burger Linien stand nur noch General Goor mit 15 holländischen
Bataillonen, die aus den Niederlanden als erste Verstärkung ein—
getroffen waren und zu denen später auch die drei hessischen Regimenter
Leibgarde, Prinz Wilhelm und Schöpping hinzutraten.