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ließ nur für alle Fälle zwischen Antwerpen und Lille eine Brücke
schlagen, um ungehindert über die Schelde vorrücken zu können.
Endlich wurde ein Kriegsrath abgehalten, in welchem Marlborough
die Forderung stellte, die feindlichen Linien anzugreifen. Man beschloß
jedoch das Gegentheil, worauf Marlborough noch versuchte, durch
einen Abmarsch nach der Schelde die Marschälle zum Aufgeben ihrer
Linien zu nöthigen. Er ging noch drohend bis dicht an ihre Stellung
heran, aber hatte doch keinen Erfolg. Die Marschälle folgten seinen
Bewegungen, und das Einzige, was er erreichte, war ihr augen—
blicklicher Rückzug hinter die Linien. Am 2. August gab Marlborough
seinen Weitermarsch auf und ging nach Tongern, wo er am 8. August
eintraf, um — sehr bald seine Gegner wieder vor sich zu finden.
Nun beschloß Marlborough die Wegnahme der kleinen, aber so
dicht an den französischen Linien gelegenen Festung Huy, daß sie immer
den Stützpunkt aller Außenunternehmungen der Marschälle abgegeben
hatte. Am 15. August wurde die Festung belagert, während
Marlborough mit der Armee eine Stellung bei Vinalmont nahm.
Die Marschälle thaten nichts zur Rettung der Festung, um sich nicht
zu weit aus ihren Linien vorzuwagen, und so kapitulirte dieselbe bereits
am 25. August. Viel gewonnen war damit jedoch nicht, denn noch
immer stand man vor der Frage, ob man die französischen Linien
selbst angreifen solle oder nicht. In Betreff derer von Antwerpen
hatte man den Gedanken wohl ganz aufgegeben.
Zwei Tage nach dem Fall von Huy berief Marlborough von
Neuem einen Kriegsrath, aber auch hier blieb er mit den deutschen
Generalen, die mit ihm für den Angriff der feindlichen Linien
stimmten, in der Minderheit. Auch die Generalstaaten erklärten sich
dagegen, beriefen aber wenigstens die Generale Opdam und Slangen—
burg ab. Um nun wenigstens noch etwas zu thun, denn die Jahres—
zeit war noch gut genug, beschloß man die Eroberung von Limburg,
einer noch unbedeutenderen Festung, die eigentlich einer Belagerung
nicht werth war.
Am 6. September ging es in ein Lager bei St. Trond, die
Marschälle folgten innerhalb ihrer Linien bis Leau. Es wurden nun
unter dem Erbprinzen von Hessen 23 Bataillone, 18 Eskadrons
von Lüttich aus gegen Limburg in Bewegung gesetzt, darunter
auch die noch hier vorhandenen hessischen Truppentheile. Am
10. September traf das Korps vor Limburg ein, jedoch erst 13 Tage
später folgte das Belagerungsgeschütz, obwohl Marlborough selbst