Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

Zunächst konzentrirte sich also wieder alles Interesse um eine 
Festung. Der Antheil der Truppen an der Belagerung derselben 
beschränkte sich, da ein Sturm nicht unternommen wurde, sondern 
der Kommandant am 15. Mai nach Legung der Bresche kapitulirte, 
auf die Erbauung und Deckung der Laufgräben oder Batterien. Bei der 
Belagerung anwesend waren anscheinend die beiden uns interessirenden 
Regimenter, jedenfalls aber das Regiment Garde, welches erst diese Be— 
lagerung mitmachte, um dann mit anderen Regimentern zu der 
Armee des Markgrafen von Baden abzurücken. Das Regiment 
Grenadiere blieb zunächst bei der Armee Marlboroughs. 
Auf französischer Seite hatte bei den Mißerfolgen des Vorjahres 
nicht mehr Boufflers den vollen Oberbefehl erhalten, sondern es 
war ihm der Marschall Villeroy an die Seite gesetzt worden. Beide 
hatten die Trennung Marlboroughs von Auverkerque, dessen Korps 
ziemlich weit dislocirt war, zu einem Schlage gegen dieses Korps 
zu benutzen versucht, obgleich sie selbst durch den Beginn der Operationen 
auf Seiten der Verbündeten überrascht waren und erst am 8. Mai 
ihre Truppen völlig versammelt hatten. Sie waren am 9. Mai 
gegen Auverkerque vormarschirt und bis Tongern gelangt, einem 
kleinen befestigten Ort, der nur 700 Mann Besatzung hatte. Der 
Kommandant verweigerte jedoch die Uebergabe, und man bewarf erst 
den Ort, dessen Besatzung darauf kapitulirte. Dennoch rettete der 
damit bewirkte Aufenthalt Auverkerque, denn die französische Armee 
brach erst in der Nacht zum 14. Mai wieder auf. Als sie vor 
Mastricht erschien, hatte Auverkerque Zeit gehabt, seine Truppen 
nicht allein zu versammeln, sondern auch 10 000 Mann englischer 
Truppen heranzuziehen und unter den Kanonen von Mastricht mit 
49 000 Mann eine sehr feste, im letzten Augenblick noch 
durch Verschanzungen verstärkte Stellung zu beziehen. Die fran— 
zösischen Marschälle rekognoszirten dieselbe wohl mit vieler Ostentation, 
aber wagten sie nicht anzugreifen, sondern zogen sich in ein Lager 
bei Bommershofen zurück. 
Marlborough eilte, sobald der Fall von Bonn entschieden 
war, mit dem Haupttheil seiner Armee Auverkerque zu Hülfe, bei dem 
er bereits am 19. Mai eintraf. Am 25. Mai rückte er dem Gegner 
auf den Leib, dieser aber zog sich von einer Stellung zur anderen 
mit einem großen Aufwand von Geschicklichkeit zurück, bis er wieder 
seine Linien erreicht hatte. Am 8. Juni stand Marlborough vor 
diesen bei Haneffe, während die Marschälle bei Hanut zwischen der
	        
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