endlich traf er mit den 6000 Mann Hessen und 24 Belagerungs—
geschützen vor Rheinfels ein, worauf Hand zu legen ihn Marlborough
ermächtigt hatte. Wir wissen, daß Hessen-Cassel sein Besitzrecht
auf die Festung trotz der Entscheidungen des Reiches nicht aufgegeben
hatte; jetzt wollte man ihm Gelegenheit geben, dasselbe zu er—
neuern; wahrlich eine eigene Höflichkeit unter diesen Bundesgenossen
alter Zeit.*)
Am 20. November wurde die Katz zur Uebergabe aufgefordert
und nach abschlägiger Antwort beschossen, worauf sie sich ergab.
Am Tage darauf wurden 4000 Mann und die Geschütze nach dem
linken Ufer übergesetzt. Sie schlossen die Festung ein, die Uebergabe
wurde von dem österreichischen Kommandanten, Oberst v. Schneidau,
abgewiesen. Hierauf ließ der Erbprinz am 22. November die Lauf—
gräben von der Bibernheimer Höhe her eröffnen und sowohl hier
als auf dem Wartenberge Batterien errichten, welche bereits am
folgenden Tage das Feuer eröffneten. Die Festung antwortete heftig.
Am 24. November erbaute der Angreifer noch eine Batterie auf
dem Patersberge und bewarf die Festung mit Bomben. Der
Kommandant erbat jetzt, am 26. November, einen Waffenstillstand
und berichtete während dessen an den kaiserlichen Minister in Frank—
furt a. M., so daß am 30. November die von ihm genehmigte
Uebergabe der Festung erfolgen konnte. Rheinfels blieb nun bis
1718 (22. Oktober) in hessischem Besitz. Erbprinz Friedrich aber
rückte nach dem Hunsrück, um Winterquartiere zu beziehen, während
Tallard die Mosel-Gegend verließ, um nach dem Befehl seines Königs
noch Lothringen zu besetzen. Der Herzog hatte bisher strenge Neu—
tralität beobachtet, nun aber, nachdem das dentsche Reich am
6. Oktober den Krieg förmlich erklärt hatte, hielt es König Ludwig
für angezeigt, lieber an seiner Grenze einen Feind zu haben, als
einen halben Verbündeten. Am 3. Dezember rückte Tallard in
Nancy ein, der Herzog verließ sein Land, keines Widerstandes fähig.
Feldzug 1703.
Die Alliirten hatten einen Zuwachs erhalten; der Herzog von
Savoyen und der König von Portugal hatten sich für sie erklärt.
Andererseits war der Tod König Wilhelms von England (8S. März1702)
x) Die Eigenthümlichkeit dieser Verhältnisse schildert Grebel in seiner Ge—
schichte von Rheinfels, S. 250 ff. sehr richtig.