Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

endlich traf er mit den 6000 Mann Hessen und 24 Belagerungs— 
geschützen vor Rheinfels ein, worauf Hand zu legen ihn Marlborough 
ermächtigt hatte. Wir wissen, daß Hessen-Cassel sein Besitzrecht 
auf die Festung trotz der Entscheidungen des Reiches nicht aufgegeben 
hatte; jetzt wollte man ihm Gelegenheit geben, dasselbe zu er— 
neuern; wahrlich eine eigene Höflichkeit unter diesen Bundesgenossen 
alter Zeit.*) 
Am 20. November wurde die Katz zur Uebergabe aufgefordert 
und nach abschlägiger Antwort beschossen, worauf sie sich ergab. 
Am Tage darauf wurden 4000 Mann und die Geschütze nach dem 
linken Ufer übergesetzt. Sie schlossen die Festung ein, die Uebergabe 
wurde von dem österreichischen Kommandanten, Oberst v. Schneidau, 
abgewiesen. Hierauf ließ der Erbprinz am 22. November die Lauf— 
gräben von der Bibernheimer Höhe her eröffnen und sowohl hier 
als auf dem Wartenberge Batterien errichten, welche bereits am 
folgenden Tage das Feuer eröffneten. Die Festung antwortete heftig. 
Am 24. November erbaute der Angreifer noch eine Batterie auf 
dem Patersberge und bewarf die Festung mit Bomben. Der 
Kommandant erbat jetzt, am 26. November, einen Waffenstillstand 
und berichtete während dessen an den kaiserlichen Minister in Frank— 
furt a. M., so daß am 30. November die von ihm genehmigte 
Uebergabe der Festung erfolgen konnte. Rheinfels blieb nun bis 
1718 (22. Oktober) in hessischem Besitz. Erbprinz Friedrich aber 
rückte nach dem Hunsrück, um Winterquartiere zu beziehen, während 
Tallard die Mosel-Gegend verließ, um nach dem Befehl seines Königs 
noch Lothringen zu besetzen. Der Herzog hatte bisher strenge Neu— 
tralität beobachtet, nun aber, nachdem das dentsche Reich am 
6. Oktober den Krieg förmlich erklärt hatte, hielt es König Ludwig 
für angezeigt, lieber an seiner Grenze einen Feind zu haben, als 
einen halben Verbündeten. Am 3. Dezember rückte Tallard in 
Nancy ein, der Herzog verließ sein Land, keines Widerstandes fähig. 
Feldzug 1703. 
Die Alliirten hatten einen Zuwachs erhalten; der Herzog von 
Savoyen und der König von Portugal hatten sich für sie erklärt. 
Andererseits war der Tod König Wilhelms von England (8S. März1702) 
x) Die Eigenthümlichkeit dieser Verhältnisse schildert Grebel in seiner Ge— 
schichte von Rheinfels, S. 250 ff. sehr richtig.
	        
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