Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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folgedessen ein Korps unter Tallard nach der Gegend von Bonn 
detachirt, um sich mit den Truppen des Kurfürsten von Cöln zu 
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aber rückte am 13. Oktober von Mastricht gegen Lüttich, um es zu 
belagern. Boufflers selbst zog sich nun nach den im Anfang des 
Jahres 1701 ausgeführten Linien zurück in der Hoffnung, daß 
Lüttich sich bis zum Einbruch des Winters halten könne, und dann 
die Belagerung aufgehoben werden würde. 
Dieselbe Befürchtung trieb Marlborough zur Eile an. Am 
16. Oktober bereits wurden die Laufgräben gegen die Citadelle von 
rüttich eröffnet,“) am 20. Oktober waren die Bresch-Batterien armirt, 
am folgenden Tage begann die Beschießung. Am 23. Oktober 
waren alle Gebäude der Citadelle zerstört, auch die Bresche gang— 
bar gemacht. Um 4 Uhr abends begann der Sturm, wobei auch 
die hessischen Grenadiere mitfochten und Erbprinz Friedrich eine 
der Sturmkolonnen führte. Die Belagerten vertheidigten die Bresche 
unter Anführung des Kommandanten auf das Tapferste, der Erb— 
prinz erstieg dieselbe aber an der Spitze der Grenadiere, worauf 
die Besatzung sich, 1800 Mann stark, ergab. Die der Citadelle 
gegenüberliegende Karthause endlich wurde am 28. Oktober ebenfalls 
zur Uebergabe gezwungen und zwar speziell durch hessische Truppen 
inter dem Kommando des Erbprinzen, der die Leitung dieses An— 
griffes erhalten hatte. 
Nach diesem Erfolge bezog die verbündete Armee Winterquartier 
hei Mastricht —Tongern, bei Breda, Herzogenbosch, Bergen op 
Zoom und hinter der Maas. 
Während der Vorgänge bei Lüttich hatte Tallard ziemlich un— 
zehindert am Rhein sein Wesen treiben können, um nun auch an der 
Mosel Streifzüge bis ins Triersche. Mainzische und Pfälzische zu 
unternehmen. 
Zum Theil, um diesem Unwesen ein Ende zu bereiten, de— 
achirte am 3. November Marlborough den Erbprinzen von Hessen 
mit 12000 Mann, wobei 6000 Mann Hessen waren, nach dem 
Rhein. Der Prinz rückte über Aachen gegen Bonn vor, kam am 
15. November bis Andernach, wo die kleine französische Besatzung, 
300 Mann stark, am 17. November kapitulirte. Am 20. November 
x) Die Stadt selbst war nicht befestigt, und es wurde daher eine Konvention 
abgeschlossen, wonach dieselbe beiderseits geschont werden sollte, auch ein Zeichen 
der eigenthümlichen Kriegsperhältnisse dieser Zeit.
	        
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