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folgedessen ein Korps unter Tallard nach der Gegend von Bonn
detachirt, um sich mit den Truppen des Kurfürsten von Cöln zu
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aber rückte am 13. Oktober von Mastricht gegen Lüttich, um es zu
belagern. Boufflers selbst zog sich nun nach den im Anfang des
Jahres 1701 ausgeführten Linien zurück in der Hoffnung, daß
Lüttich sich bis zum Einbruch des Winters halten könne, und dann
die Belagerung aufgehoben werden würde.
Dieselbe Befürchtung trieb Marlborough zur Eile an. Am
16. Oktober bereits wurden die Laufgräben gegen die Citadelle von
rüttich eröffnet,“) am 20. Oktober waren die Bresch-Batterien armirt,
am folgenden Tage begann die Beschießung. Am 23. Oktober
waren alle Gebäude der Citadelle zerstört, auch die Bresche gang—
bar gemacht. Um 4 Uhr abends begann der Sturm, wobei auch
die hessischen Grenadiere mitfochten und Erbprinz Friedrich eine
der Sturmkolonnen führte. Die Belagerten vertheidigten die Bresche
unter Anführung des Kommandanten auf das Tapferste, der Erb—
prinz erstieg dieselbe aber an der Spitze der Grenadiere, worauf
die Besatzung sich, 1800 Mann stark, ergab. Die der Citadelle
gegenüberliegende Karthause endlich wurde am 28. Oktober ebenfalls
zur Uebergabe gezwungen und zwar speziell durch hessische Truppen
inter dem Kommando des Erbprinzen, der die Leitung dieses An—
griffes erhalten hatte.
Nach diesem Erfolge bezog die verbündete Armee Winterquartier
hei Mastricht —Tongern, bei Breda, Herzogenbosch, Bergen op
Zoom und hinter der Maas.
Während der Vorgänge bei Lüttich hatte Tallard ziemlich un—
zehindert am Rhein sein Wesen treiben können, um nun auch an der
Mosel Streifzüge bis ins Triersche. Mainzische und Pfälzische zu
unternehmen.
Zum Theil, um diesem Unwesen ein Ende zu bereiten, de—
achirte am 3. November Marlborough den Erbprinzen von Hessen
mit 12000 Mann, wobei 6000 Mann Hessen waren, nach dem
Rhein. Der Prinz rückte über Aachen gegen Bonn vor, kam am
15. November bis Andernach, wo die kleine französische Besatzung,
300 Mann stark, am 17. November kapitulirte. Am 20. November
x) Die Stadt selbst war nicht befestigt, und es wurde daher eine Konvention
abgeschlossen, wonach dieselbe beiderseits geschont werden sollte, auch ein Zeichen
der eigenthümlichen Kriegsperhältnisse dieser Zeit.