Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

richtete sich deshalb gegen die beiden Eckbastione auf der langen 
Landseite. 
Die Belagerungstruppen bestanden aus holländischen Sold— 
truppen und holländischer Linie sowie aus einem Korps Preußen 
unter General v. Heyden. Die Garnison zählte zuerst 5 Bataillone, 
bekam aber noch 6 Bataillone Verstärkung. Sie hatte an hundert 
schwere Geschütze zur Vertheidigung der sehr gut erhaltenen Werke 
und besaß in General Blainville einen tapferen und erfahrenen Führer. 
Die Sappenarbeiten der Belagerer waren sofort entdeckt worden, 
aber konnten doch nicht mehr verhindert werden. In der Nacht zum 
20. März machte daher Blainville einen Ausfall, der so geschickt 
angelegt war, daß zuerst die Holländer den angegriffenen Preußen 
zu Hülfe eilten und nur ein Regiment in ihren eigenen Laufgräben 
ließen, welches nun von den Franzosen mit Uebermacht angegriffen 
wurde. Nur mit Mühe vertheidigte es sich und hielt sich, bis gegen 
Tagesanbruch die holländische Kavallerie zu Hülfe kam. Am 23. März 
wiederholten sich die Ausfälle, mißglückten jedoch. Unterdessen hatte 
aber Blainville auf der nahen Rhein-Insel Schanzen angelegt, von 
denen aus die Belagerungsarbeiten in der Flanke beschossen wurden. 
Es mußte die Insel am 24. März von den Preußen angegriffen 
werden, nach tapferem Widerstand ergaben sich die dortigen Truppen. 
Schon nahte aber dem Vertheidiger Hülfe. Tallard hatte sich 
bis Heerdt, unweit Düsseldorf, herangezogen. Von dort aus störte 
er die Belagerungsarbeiten derartig, daß die Preußen ihre Approchen 
ganz verlassen und nunmehr gegen die Mitte der Festung vorgehen 
mußten. Ebenso gelang es Tallard wiederholt, in dieselbe Ver— 
stärkungen zu werfen. 
Auf derartige Schwierigkeit und Verzögerung hatte man sich 
nicht eingerichtet, namentlich fehlte es bald an Munition für die Be— 
lagerungs-Batterien, die bereits seit dem Beginn des Angriffs feuerten. 
So schleppte sich die Belagerung einen Monat hin, ohne daß ein 
Fortschritt zu verzeichnen gewesen wäre. Erst die persönliche An— 
kunft des Königs von Preußen Anfang Mai in Wesel entschied über 
das Weitere. Es wurde nun bis Ende Mai durch 80 Geschütze 
und 30 Mörser ein großer Theil der Stadt zerstört und auch Bresche 
in die Werke gelegt. Leider mißlang der Sturm auf die Contre— 
skarpe und kostete nun 3000 bis 4000 Mann. 
Mehr Erfolg verhieß der Abmarsch Tallards, der am 9. Juni 
auf Befehl Boufflers geschah. Tallard sollte dessen Unternehmen
	        
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