richtete sich deshalb gegen die beiden Eckbastione auf der langen
Landseite.
Die Belagerungstruppen bestanden aus holländischen Sold—
truppen und holländischer Linie sowie aus einem Korps Preußen
unter General v. Heyden. Die Garnison zählte zuerst 5 Bataillone,
bekam aber noch 6 Bataillone Verstärkung. Sie hatte an hundert
schwere Geschütze zur Vertheidigung der sehr gut erhaltenen Werke
und besaß in General Blainville einen tapferen und erfahrenen Führer.
Die Sappenarbeiten der Belagerer waren sofort entdeckt worden,
aber konnten doch nicht mehr verhindert werden. In der Nacht zum
20. März machte daher Blainville einen Ausfall, der so geschickt
angelegt war, daß zuerst die Holländer den angegriffenen Preußen
zu Hülfe eilten und nur ein Regiment in ihren eigenen Laufgräben
ließen, welches nun von den Franzosen mit Uebermacht angegriffen
wurde. Nur mit Mühe vertheidigte es sich und hielt sich, bis gegen
Tagesanbruch die holländische Kavallerie zu Hülfe kam. Am 23. März
wiederholten sich die Ausfälle, mißglückten jedoch. Unterdessen hatte
aber Blainville auf der nahen Rhein-Insel Schanzen angelegt, von
denen aus die Belagerungsarbeiten in der Flanke beschossen wurden.
Es mußte die Insel am 24. März von den Preußen angegriffen
werden, nach tapferem Widerstand ergaben sich die dortigen Truppen.
Schon nahte aber dem Vertheidiger Hülfe. Tallard hatte sich
bis Heerdt, unweit Düsseldorf, herangezogen. Von dort aus störte
er die Belagerungsarbeiten derartig, daß die Preußen ihre Approchen
ganz verlassen und nunmehr gegen die Mitte der Festung vorgehen
mußten. Ebenso gelang es Tallard wiederholt, in dieselbe Ver—
stärkungen zu werfen.
Auf derartige Schwierigkeit und Verzögerung hatte man sich
nicht eingerichtet, namentlich fehlte es bald an Munition für die Be—
lagerungs-Batterien, die bereits seit dem Beginn des Angriffs feuerten.
So schleppte sich die Belagerung einen Monat hin, ohne daß ein
Fortschritt zu verzeichnen gewesen wäre. Erst die persönliche An—
kunft des Königs von Preußen Anfang Mai in Wesel entschied über
das Weitere. Es wurde nun bis Ende Mai durch 80 Geschütze
und 30 Mörser ein großer Theil der Stadt zerstört und auch Bresche
in die Werke gelegt. Leider mißlang der Sturm auf die Contre—
skarpe und kostete nun 3000 bis 4000 Mann.
Mehr Erfolg verhieß der Abmarsch Tallards, der am 9. Juni
auf Befehl Boufflers geschah. Tallard sollte dessen Unternehmen