dieser Feldzug auch sonst so ganz die charakteristischen Merkmale der
Zeit, das Operiren um reinen Ortsbesitz an Stelle des Niederkämpfens
der feindlichen Armeen, aufweist, ja, daß er für unsere Betrachtung
hier geradewegs typisch ist. Selbst als Marlborough den Oberbefehl
auf holländischer Seite übernimmt, ist vorläufig keine Veränderung
in dieser Art Kriegführung zu sehen. Feind und Freund bemühen
sich, den Gegner aus seinen Stellungen herauszubringen und wichtige
Plätze in die Gewalt zu bekommen, beide Theile aber thun dies nur
durch Anwendung geschickter Schachzüge, nicht durch Kampf.
Die drei Operationskorps auf holländischer Seite standen auf
großem Raume vertheilt. Die Entfernung Athlones und Tillys
war eine derartige, daß von einer gemeinsamen Unterstützung
kaum die Rede sein konnte. Tilly konnte höchstens den Prinzen von
Nassau-Saarbrücken unterstützen. Tilly hatte sich sogar noch weiter
links gezogen und stand nun bei Xanten.
Diesen Fehler benutzte Boufflers sehr richtig. Er wandte sich
von Peer plötzlich links und marschirte auf Nymwegen, welches, in
zweiter Linie befindlich, kaum armirt war. Athlone eilte zwar in
Eilmärschen heran und vereinigte sich auch noch mit Tilly, aber
es gelang nur schwer und unter fortwährenden Gefechten mit
Boufflers, ihm vor Nymwegen zuvorzukommen. Dieser zog nunmehr
ab, weil er an eine schnelle Wegnahme des Platzes nicht denken
konnte, und bezog eine feste Stellung zwischen Cleve—Calcar, später
zwischen Gennep— Goch, während die Holländer bei Nymwegen stehen
blieben. Von da verwüstete er das Land, wie er konnte, die Holländer
aber waren seinem kühnen Vordringen gegenüber um so mehr zum
Abwarten gezwungen, als sie erst den Fall von Kaiserswerth ab—
warten wollten, auf den sie vorläufig Alles setzten.
Währenddessen hatte auch Coehorn seine Operationen gegen
Brügge begonnen, Bedmar hatte ihn jedoch zum Rückzuge nach Fluys
gezwungen, und erst das Oeffnen der Kanäle beseitigte die Gefahr
weiterer Fortschritte des Feindes an dieser Stelle.
Inzwischen hatte wenigstens die Belagerung von Kaisers—
werth Fortgang gehabt. Am 18. März waren die Laufgräben er—
öffnet worden, nachdem man den Ort auf der Landseite vollkommen
umschlossen hatte. Die Festung, in Form eines Rechtecks mit einer
Langseite an den Fluß gelehnt, hatte ihre Hauptvertheidigungs—
anlagen auf der entgegengesetzten Langseite, war sonst schmal und
nur durch breite, tiefe, nasse Gräben gesichert. Der Angriff
Geschichte des Füs. Regts. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80.