Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

dieser Feldzug auch sonst so ganz die charakteristischen Merkmale der 
Zeit, das Operiren um reinen Ortsbesitz an Stelle des Niederkämpfens 
der feindlichen Armeen, aufweist, ja, daß er für unsere Betrachtung 
hier geradewegs typisch ist. Selbst als Marlborough den Oberbefehl 
auf holländischer Seite übernimmt, ist vorläufig keine Veränderung 
in dieser Art Kriegführung zu sehen. Feind und Freund bemühen 
sich, den Gegner aus seinen Stellungen herauszubringen und wichtige 
Plätze in die Gewalt zu bekommen, beide Theile aber thun dies nur 
durch Anwendung geschickter Schachzüge, nicht durch Kampf. 
Die drei Operationskorps auf holländischer Seite standen auf 
großem Raume vertheilt. Die Entfernung Athlones und Tillys 
war eine derartige, daß von einer gemeinsamen Unterstützung 
kaum die Rede sein konnte. Tilly konnte höchstens den Prinzen von 
Nassau-Saarbrücken unterstützen. Tilly hatte sich sogar noch weiter 
links gezogen und stand nun bei Xanten. 
Diesen Fehler benutzte Boufflers sehr richtig. Er wandte sich 
von Peer plötzlich links und marschirte auf Nymwegen, welches, in 
zweiter Linie befindlich, kaum armirt war. Athlone eilte zwar in 
Eilmärschen heran und vereinigte sich auch noch mit Tilly, aber 
es gelang nur schwer und unter fortwährenden Gefechten mit 
Boufflers, ihm vor Nymwegen zuvorzukommen. Dieser zog nunmehr 
ab, weil er an eine schnelle Wegnahme des Platzes nicht denken 
konnte, und bezog eine feste Stellung zwischen Cleve—Calcar, später 
zwischen Gennep— Goch, während die Holländer bei Nymwegen stehen 
blieben. Von da verwüstete er das Land, wie er konnte, die Holländer 
aber waren seinem kühnen Vordringen gegenüber um so mehr zum 
Abwarten gezwungen, als sie erst den Fall von Kaiserswerth ab— 
warten wollten, auf den sie vorläufig Alles setzten. 
Währenddessen hatte auch Coehorn seine Operationen gegen 
Brügge begonnen, Bedmar hatte ihn jedoch zum Rückzuge nach Fluys 
gezwungen, und erst das Oeffnen der Kanäle beseitigte die Gefahr 
weiterer Fortschritte des Feindes an dieser Stelle. 
Inzwischen hatte wenigstens die Belagerung von Kaisers— 
werth Fortgang gehabt. Am 18. März waren die Laufgräben er— 
öffnet worden, nachdem man den Ort auf der Landseite vollkommen 
umschlossen hatte. Die Festung, in Form eines Rechtecks mit einer 
Langseite an den Fluß gelehnt, hatte ihre Hauptvertheidigungs— 
anlagen auf der entgegengesetzten Langseite, war sonst schmal und 
nur durch breite, tiefe, nasse Gräben gesichert. Der Angriff 
Geschichte des Füs. Regts. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80.
	        
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