Full text: Soldatenhandel

hbord Anderson Frank 
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story of the American Revolntion'““ (1800) von Paul Leicester Ford gear— 
beitet worden war und im Sommer 1927 in Berlin gezeigt wurde, konute 
sich in den Kinotheatern der Ufa nicht behaupten. Ob ein anderes amerika⸗ 
nifches Stück, First Flight“ (1926) von M. Anderson und L. Stal— 
lings überhaupt aufgeführt wurde, ist mir nicht bekannt. 
In all diefen Stücken hatte der Soldatenhandel nur eine Nebenrolle ge⸗ 
spielt, wie ja auch in Schillers Kabale und Liebe die Kammerdienerszene 
schließlich nicht unbedingt notwendig ist. Der erste, der das Thema dieser 
Szene zu einem ganzen dreiaktigen Stück auswalzte, war Bruno Frank 
in seinem Schauspiel „Zwölftausend“, das 1927 erschien und im nächsten 
Jahre über alle namhaften deutschen Bühnen ging. Wenn man einem 
Dichter schon ein ziemliches Maß von poetischer Lizenz bewilligen kann, so 
hat Bruno Frank dies zulässige Maß doch erheblich überschritten. Obwohl 
in dem ganzen Stück das Wort Hessen nicht einmal vorkommt, so weisen 
doch sämtliche Namen, sowie das vorgedruckte Motto (der Brief Friedrich 
des Großen an Voltaire) auf Hessen. Dabei sind die Einzelheiten größten— 
teils der nichthessischen Skandalchronik enklnommen. Ich erwähne nur die 
Geschichte von dem abgeschossenen Schornsteinfeger, die man — ich weiß 
nicht ob mit Recht — einem der letzten Hohenzollern in Ausbach angehängt 
hat.¶ Daß Frank aber in geschickter Benutzung der heutigen Fridericusbe— 
geisterung den alten Fritz eine Schutzrolle für die verkauften Zwölftausend 
spielen laͤßt, die diesem völlig fern lag, daß er einen preußischen Oberst „in 
schäbiger Uniform, verstaubt von der Reise“ (man denkt unwillkürlich an 
den Feldjäger von 1862) eine historisch geradezu unmögliche Rolle spielen 
läßt, geht doch ein bißchen zu weit und hat selbst einen Protest des, Worwärts“ 
hervorgerufen. Die Proteste, die von der äußersten Rechten bis zur äußersten 
Linken sich gegen diese dramatisierte Geschichtsklitterung ausgesprochen ha⸗ 
ben, sind für uns Hessen vielleicht das Erfreulichste, haben aber nicht ver— 
hindern können, daß die „Zwölftausend“ fast überall aufgeführt wurden, in 
Kassel sogar als — „Komödie“. 
3. Die Subsidiengelder 
Wenn der Dichter Blumhofer einen Fürsten, der die Subsidiengelder ver⸗ 
praßte und verschlemmte, auf den Strafplaneten versetzte, so kann er kaum 
an einen hessischen Fürsten gedacht haben. Daß die aus Subsidien gewon— 
nenen Gelder oft verschwendet worden sind, soll nicht geleugnet werden. 
Der Fürst von Anhalt-Zerbst und der Markgraf von Brandenburg⸗Bay⸗ 
—— D
	        
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