Full text: Soldatenhandel

Cooper Stolæ Fronzel Lynckher Schmitt Pfister 598 
Schriftsteller, die den Unabhängigkeitskrieg zum Hintergrund hatten und 
natürlich auch die deutschen Mietstruppen erwähnten. Nur eine davon hat 
eine größere Verbreitung gefunden, Cooper's Spy (1821), der als „Spi⸗ 
on“ auch ins Deutsche übersetzt und viel gelesen wurde. Hier werden die 
hessischen Jäger — these sluggish Hessians — von den tapferen Virginiern 
dichterisch tüchtig verhauen. 
Von deutschen Werken der Zeit will ich nur das Reisebuch des katholischen 
Volksschriftstellers Alban Stolz „Besuch bei Sem, Cham und Japhet“ 
erwähnen (2. Aufl. Freiburg 1858). Es erschien zu einer Zeit, wo man ge— 
wohnt war, die Kurhessen als deutsche Schmerzenskinder zu bedauern. Da— 
her erwähnt Stolz die „schwermütige Geschichte“ dieses teutschen Stammes, 
dessen Söhne „kausendweis zum Metzgen verkauft“ wurden, „um Schnaps- 
geld zu bekommen“. Derartige Einzelerwähnungen finden sich so zahlreich in 
der ganzen neueren Literatur bis zu den kürzlich erschienenen Denkwürdigkei— 
ten des Fürsten Bülow, daß es nicht möglich ist, sie einzeln aufzuführen. Nur 
ein Buch eines Nichthessen sei noch genannt, weil es den ganzen amerikanischen 
Krieg zum Gegenstand hat, der historische Roman „Freier Boden“ von 
Karl Frenzel, dem Redakteur der Berliner Nationalzeitung. Es erschien 
im Jahre 1868. Sein erster Teil spielt in Hessen am Hofe des Landgrafen 
Friedrich, dessen „schwere Hand“ auf dem Lande ruht. „Von der Scham— 
röte, die dem Geschichtsschreiber in das Gesicht steigt, wenn er von dem 
Menschenhandel des hessischen Fürsten erzählt, ist seinen wackeren Unter— 
tkanen nichts anzumerken, die Röte auf ihren Wangen und Nasen hat eine 
ganz andere Ursache.“ Die beiden letzten Bände des Romans schildern die 
Erlebnisse eines zu Washington desertierten hessischen Offiziers in Amerika. 
Erst ziemlich spät regte sich in Hessen die Reaktion, indem hessische Dichter 
und Schriftsteller die soldatische Ehre ihrer Landsleute zu verteidigen such— 
ten. Der früh gestorbene Carl Lyncker besang die Waffentaten der Hessen 
und begeisterte sich daran: 
Wo sie alle schon gestritten 
Oft in weit entlegnen Landen 
Fern den heimatlichen Hütten so 
und Karl Schmitt in Marburg, ebenfalls jung gestorben (1855), wand dem 
bei Ramillies als „verkaufter Hesse“ gefallenen Prinzen Ludwig einen poe— 
tischen Lorbeerkranz.en Hermann v. Pfisters, des unerwüdlichen Kämpfers 
6s Die ausländische, hauptsächlich amerikanische Literatur konnte in diesem Abschnitt, für den 
es keine brauchbaren Vorarbeiten gibt, nur gestreift werden. 
s0 Das ganze Gedicht „Meines Landes Fahnen“ in den Hessenliedern (1892) S. 67. 
91 Im Hessischen Jahrbuch f. 1855 S. 135.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.