Full text: Soldatenhandel

Krauseneck PezzlSchiller 
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Hinz, möchtet Ihr im Monde leben? 
Es sollen dort auch Menschen sein. 
und erhält die Antwort: 
Nein! Doch wenn sie dort Streit erheben, 
Schickt uns der Prinz für Geld hinein. 
Kunz: 
In' Mond? Waos schert der Krieg uns da? 
Hinz: 
Denkt doch nur an Amerika. 
Die schärfsten Verurteilungen des Soldatenhandels kamen aus Süddeutsch-— 
land. Schon 1776 ließ der Bayreuther J. C. Krauseneck sein ländliches 
Lustspiel „Die Werbung für England“ erscheinen, das zwar angeblich „nicht 
in Franuken“ spielt, aber dennoch zweifellos den Subsidienwertrag des Mark—⸗ 
grafen v. Ansbach zum Gegenstand hat. In dem Stück werden zwei für 
Atnerika angeworbene Bauern von einem menschenfreundlichen Hauptmann 
wieder losgelassen, wobei nameuntlich eine Bäuerin gegen den „Seelenver— 
kauf“ und „Mtenschenhandel“ eifert und mit den Worten getröstet wird: 
„Laßt euch's nicht so schrecklich scheinen, Mutter Brawe! Der Teutsche kann 
alles, ist's schon gewohnt, in aller Welt mit drunter und dran zu seyn, wo es 
Schläge gibt. Habt ihr noch von einem Kriege gehört, wo nicht dieser oder 
jener Teutsche dabey war und brav gethan hat?“ Mit dieser Argumentation 
war aber der „aufgeklärte“ Bayer Johann Pezzl nicht zufrieden, der 
1783 zu Zürich einen vielgelesenen Roman „Faustin“ erscheinen ließ. Der 
Held dieses Romans wird von den Hessen gefangen und nach Amerika ver— 
kauft und bricht dann in die Worte aus: „Was geht uns Deutsche Englands 
Fehde mit seinen Kolonisten an? Finden Sie das unserm menscheufreund— 
lichen, aufgeklärten, philosophischen Jahrhundert angemessen, daß einige 
Landesväter ... den gesündesten, nervigsten Kern der Nazion mondiren und 
armiren und dann für einige lumpige Guineen an die Britten verkaufen? Ist 
das etwas anders als ... deutscher Schlavenhandel?“ Pezzls Roman wurde 
war viel gelesen, ist aber längst wieder völlig vergessen. Jedenfalls hat er 
eine nicht annähernd so nachhaltige Wirkung gehabt wie Schillers Drama 
„Kabale und Liebe“, das 1784 erschien und in Mannheim aufgeführt wur— 
de. Obwohl Schiller nicht hessische Verhältnisse im Auge gehabt hatte — 
seine württembergische Heimat und die Markgrafschaft Ansbach-Bayreuth 
lagen ihm näher — so hat man doch von jeher, wenn von verkauften Hessen 
die Rede gewesen ist, auf die Kammerdienerszene (II,a) in Kabale und 
Losch
	        
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