Sehubart, Baudouinde Guémadeuc/ Pfeffel
Schubart selber hütete sich durchweg, den Soldatenhandel scharf anzugreifen.
Selbst die Versendung des württembergischen Kapregimentes (die wirklich
nichts anderes als einen richtigen Soldatenhandel bedeutete) veranlaßte ihn
zu keinem lauten Protest, sondern nur zur Abfassung seines recht zahmen,
sentimentalen Kapliedes, für das er „gut bezahlt zu werden“ hoffte. Und
nicht dieses Kaplied, sondern die falsche Nachricht über den Tod der Maria
Theresia brachte ihn auf den Hohenasperg, von wo ihn preußische Interven—
kionss später befreite.
In Berlin erschien damals (1786) Schubarts „Gruft der Fürsten“ mit den
Versen:
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Hier heule nicht der bleiche Waisenknabe,
Dem ein Tyrann den Vater nahm,
Nie fluche hier der Krüppel an dem Stabe,
Von fremdem Solde lahm!
Die amerikanischen Subsidienverträge hatten die deutschen Dichter, wie oben
erwähnt, anfangs kritiklos hingenommen. Das wurde auf einmal anders, als
die amerikanische Agitation und Propaganda einsetzte, von der oben die Rede
gewesen ist. Größtenteils rein journalistise ch-politischer Natur, brachte sie aber
auch die bissige Satire des fingierten Briefes des hessischen Landgrafen an—
läßlich der Affäre von Trenton hervor, deren Umarbeitung (der sog. Urias—
brief) später viel verbreitet wurde. Über den Verfasser dieser Satire vergl.
oben S. 38. Kaum anzunehmen ist, daß Baudouin de Guémadeuc, in
dessen „Espion devalisé“ der Brief 1782 aufgenommen wurde, ihr Autor
war. Da sein Buch gleichzeitig auch ins Deutsche übersetzt wurde, so fand
der Brief auch in seiner ersten Fassung eine ziemlich weite Verbreitung und
hatte die gewünschte Wirkung.
Im Voß'schen Musenalmanach für 1779 veröffentlichte der Colmarer Dich⸗
cer Gottlieb Conrad Pfeffel's sein „Lied eines Negersklaven“se mit deut—
lichen Anspielungen auf den Soldatenhandel und die Teilnahme der Hessen
an dem Krieg. Es heißt darin:
n Teutsche Chronik 1776, 375.
12 Schubarts Briefe 2, 350.
13 „Herre, sind Sie man gut preußisch, so wird Ihnen kein Teufel was tun!“ sagte ein
preußischer Offizier zu ihm, eine Mahnung, die er sich offenbar sehr zu Herzen genommen
hat. (Schubarts Leben [1924] S. 115.)
s Pfeffel war der Lehrer des jungen Grafen Custine, dessen Vater 1781 ein französisches
Regiment gegen die Engländer und Hessen in Amerika führte.
i6 Auch in Pfeffels Poetischen Versuchen 32 (1791) S. 192.