Desertion Viehzoll
oben S. 28), aber der Erfolg war sehr gering. „Nicht wahr ist's, daß die
bei Trenton gefangenen Hessen so willig in Amerikanische Dienste getreken
wären. Der Congreß bot ihnen zwar Ländereyen zum Ausbauen an, sie er—⸗
klärten sich aber derb und keutsch: sie hätten ihrem Landgrafen als Unter—
thanen den Eid der Treue geschworen, und wären es auch als Gefangene
noch; Sie wollten also lieber wie Gefangene tractirt, als treulos werden“
(Schubarts Teutsche Chronik 1777, 243). Kapp, der doch hier gewiß als
zuverlässig gelten darf, schreibt S. 200f.: „Amerikanische und ihnen gläubig
nachschreibende deutsche Schriftsteller haben vielfach die Ansicht verbrei—
tet, als sei der deutsche Soldat, wo sich nur eine Gelegenheit dazu geboten
hat, eiligst desertiert. Wenn je eine Angabe irrig war, so ist es diese
... Es ist ein hoher Beweis für die Tüchtigkeit und Disziplin der hessischen
Regimenter, daß die Soldaten, obwohl ihre Reihen in den letzten Jahren
des Krieges mit allem möglichem Gesindel ausgefüllt waren, in verhält—
nismäßig geringer Zahl desertierten und standhaft bis ans Ende aushielten.“
Nach diesem Ende sind dann allerdings eine Anzahl hessischer Soldaten
in Amerika geblieben, nicht desertiert, sondern ordnungsmäßig entlassen.
Übrigens auch nicht so furchtbar viel, wie man manchmal annimmt. Nach
Pfister sind gegen 2200 in den Vereinigten Staaten zurückgeblieben, die
meisten davon nicht aus Begeisterung für die amerikanische Freiheit, son—
dern weil sie durch zarte Bande an Amerika gefesselt waren. Wie viele von
diesen 2200 geborene Hessen waren, läßt sich nicht sagen. Doch darf man als
sicher annehmen, daß verhältnismäßig viele Angeworbene sich darunter be—
fanden, die sowieso der Heimat entfremdet waren. Nach der Ankunft in
Europa sind dann auch noch einige Ausländer von den Hessen desertiert,
darunker — GSeume.
26
Der Viehzoll
Zu den beliebtesten, immer wieder auftauchenden Soldatenhandelsmärchen
gehört auch die Geschichte vom Viehzoll. Sie scheint von Franklinss zu
stammen, der 1777 an einen Freund schrieb: der König von Preußen habe
von den sein Gebiet passierenden hessischen Soldaten Viehzoll erheben lassen,
weil sie wie Vieh verkauft worden seien. Die Geschichte stammt wohl da—
her, daß Friedrich II., um die Engländer zu chikanieren, eine Kontrolle der
durchpassierenden Truppen anordnete unter dem Vorwand, daß die Sol—
daten Schmuggelgut über die preußische Grenze brächten. Außerdem wur⸗
38 Franklin an J. Winthrop 1. Mai 1777 (Works ed. Bigelow, 7,27): The King of Prus-
zia's humor of obliging those princes to pay him the same toll per head ... as used toe
be paid him for their cattle, because they were sold as such. is ... aà just reproof to thos
tvrants