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Anhang
1. Soldatenhandelsmärchen
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Lügen haben oft sehr lange Beine. Man denke nur an die literarische Pro⸗
paganda und Agitation während des Weltkrieges und ihre Nachwirkungen.
Es wäre verwunderlich, wenn bei der Diskussion über den Soldatenhandel
nicht auch mancherlei Behauptungen und Erzählungen vorgekommen wären,
die sich nicht streng an die Wahrheit hielten. Ich habe oben schon einige
dieser Behauptungen, z. B. über die Feigheit der Hessen u. ä., erwähnt,
möchte im folgenden aber noch auf einige besonders langbeinige Lügen ein⸗
gehen, die immer wieder auftauchen, wenn von den Heffen in Amerika die
Rede ist.
Desertion der Hessen
Wenn die Amerikaner den Hessen nachsagten, sie seien in Massen desertiert
und zu den Rebellen übergelaufen, so war das in der damaligen Zeit nichts
besonders Ehrenrühriges. Desertionen waren im 18. Jahrhundert an der
Tagesordnung und umso häufiger, je schlechter die Behandlung der Soldaten
war. Von 1713—1740 desertierten aus der preußischen Armee (die 1712
eine Etatsstärke von 35584 Mann hatte) 30216 Manmm. do Dabei wurde die
Desertion in Preußen sehr streng bestraft. Nach einem Patent König Fried⸗
richs J. vom 5. V. 171181 sollten den preußischen Deserteuren „die Nase
und ein Ohr abgeschnitten, darauf ein jeder an eine Karre geschmiedet und
lebenslänglich zu schwerer Festungsarbeit verwendet werden“. Auf dem
Marsch zur Einschiffung nach Amerika 1776 desertierten von 8397 Hessen
dreizehn Mann. Aber in Amerika selber? fragt man unwillkürlich und hört
von offizieller amerikanischer Seite, daß der „überwiegend größere Teil“
der hessischen Sendlinge sich „der Sache der Freiheit zugewandt“ habe,
mit andern Worten, zu den Amerikanern übergelaufen sei! Das ist — mit
Erlaubnis zu sagen — Unsinn, wenn nicht Schlimmeres. An Versuchen,
die Hessen zur Desertion zu überreden, hat es freilich nicht gefehlt (vgl.
50 Hist. 3s. 67, 262.
u Förster, Preußens Helden? 1, 361.
2 3 10, 361.