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FPriedrieh der Große Französische hevolution 81
verantwortlich war. Der Erbprinz-⸗Mitregent von Braunschweig unterließ
es nämlich nicht, ihm von den Verhandlungen Mitteilung zu machen und
handelte dabei im vollen Einverständnis mit seinem Berliner Oheim.“ Des—
halb hat dieser m. W. auch nie sich öffentlich gegen den braunschweigischen
Soldatenhaudel ausgesprochen, dafür den Landgrafen von Hessen um so
schärfer verdammt. Denn diesem grollte er, weil er die nach Amerika ziehen—
den Hessen am liebsten selber gehabt hätte. Die beiden einzigen Hessen, die
den österreichischen Erbfolgekrieg als Schlachtenbummler mitmachten, zwei
Söhne des Landgrafen, mußten das oft genug hören und fühlen. Ein anderer
Grund zum Arger war der, daß die hessischen Werbungen für Amerika ihm
den Markt verdarben, zumal es sich zeigte, daß die armen Teufel lieber zu
den Hessen ins gelobte Land gingen als zu den Preußen. Wie wohl sie sich
unter der Fuchtel fühlken, zeigt die massenhafte Desertion im preußischen
Heer 1777/78. Man vergleiche damit die Fahnenflucht der Hessen in Ame—
rika. Doch davon später.
Bei dem Nimbus, der schon damals die Person Friedrichs des Großen um—
gab, genügten Außerungen von ihm wie im Antimacchiavell, um die öffent—
liche Meinung, die bisher an den Subsidien-Verträgen nichts gefunden
hatte, völlig umzustimmen. Deutsche Schriftsteller und Dichter wie Herder,
Schiller, Schubart u. a. fingen an, ihre Stimme gegen den Soldatenhandel
zu erheben.s Aber es waren einstweilen doch nur vereinzelte Stimmen und
nicht allzuviele. Erst durch die französische Revolution wurde die Stimmung
allgemeiner in ihrer Verurteilung des Soldatenhandels. Und zwar waren
die französischen Revolutionäre ganz konsequent, indem sie nicht nur die klei—
nen deutschen Tyrannen, sondern auch die Regierungen der Schweizer Kan—
kone als „niederträchtige Händler von Menschenblut“ apostrophierten. Es
verstand sich ganz von selbst, daß Custine, der früher in Amerika unter dem
Lilienbanner gegen die Hessen gefochten hatte, in seinen Aufrufen an die
hessen-kasselischen Soldaten ihren Landgrafen als einen Tyrannen bezeich—
nete, der „ihr Blut verkaufte, um seine Schatzkammern zu füllen“. Aber
die hessischen Soldaten waren noch nicht reif genug für die neue Lehre und
antworteten mit der Erstürmung von Fraukfurt unter dem Rufe „Der Cu—
stinus soll sterben“.
Immerhin war die sehr lebhaft betriebene Propaganda nicht wirkungslos.
Bei den Truppenaufstellungen auf Grund der letzten Subsidienwerträge kam
es hier und da zu Räsonnieren und kleinen Meutereien. Die Frankfurter
murrten laut über den Landgrafen, „daß er die braven Leute wie das Vieh
12 Jahrb. d. Gesch.Ver. f. Brschw. 13 (1914) 148. 162.
18 Der Niederschlag des Soldatenhandels in der deutschen schönen Literatur ist so stark und
nachhaltig, daß ich diesen Gegenstand im Anhang gesondert behandeln möchte.