SchlieffenFriedriehder Großge
den Landgrafen Friedrich II., gegen die Anmwürfe des Abbé Raynal zu ver⸗
teidigen. Aber umsonst beschwörte er den alten Xenophon und den Lacedämo⸗
nier Xauthippus und wies nach, welche Verdienste Landgraf Friedrich sich
um das hessische Land durch Steuererlaß etc. erworben habe. Er mußte zu—⸗
geben, daß das Söldnerwesen ein , délit“ war, allerdings ein „délit de tous
les temps et que semble l'ötre de la nature humaine“. Damitzeigte er schon,
daß er den neuen Auschauungen nicht ganz unzugäuglich war.
Die Anschauungen hatten sich eben geändert. Die literarische Agitation der
Amerikaner und Franzosen war nicht unwirksam gewesen. Die neuen Ideen
von der Gleichheit der Menschenrechte fingen an, sich in den Ruf nach Frei⸗
heit, Gleichheit und Brüderlichkeit umzusetzen, der in der französischen Revo—
lution durch ganz Europa erscholl. Noch war es nicht so weit, und einige
deutsche Fürsten, wie Landgraf Ludwig IX. von Hessen⸗Darmstadt und Kö⸗
nig Friedrich II., die sich offen gegen den Soldatenhandel aussprachen, waren
wahrlich keine Vertreter der neuen Freiheitsideen. „Es schaudert mich die
Haut vom Wirbel bis zur Zehe wenn ich an den Schinder der Völker ge—
denke“ schrieb Winckelmann, ein geborener Preuße aus der Altmark. Noch
härtere Worte fand der eigene Bruder, Prinz Heinrich v. Preußen, der deu
König „la plus vilaine bôte“ Europas nannte., Der Geier würde vor Kum—
mer sterben, wenn er sich nicht mehr im Blute seiner Untertanen baden
könnte“.ss Man braucht solche Urteile nicht tragisch zu nehmen, die wenig
zu dem Bilde passen, das sich die heutige Fridericusbegeisterung von ihrem
Helden gemacht hat, aber jedenfalls war der große Friedrich wenig befugt,
bei dem amerikanischen Subsidientraktat den Sittenrichter zu spielen. Moan
kennt seinen Brief an Voltaire,“ in dem er sich über den hessischen Land—
grafen äußerte, „der den Engländern seine Untertanen verkaufte, wie man
Vieh verkauft, um es auf die Schlachtbank zu schleppen“ — nebenbei be—
merkt fast dieselben Worte, die er zur Charakteristik seines Großvaters ge⸗
brauchte (vgl. oben S. 19f.). Es ist grundverkehrt, anzunehmen, der König,
der im eigenen Lande keine freiheitliche Regung duldete, habe Sympathie
für die amerikanischen Rebellen gehabt. Aber er haßte die Engländer, die
seine polnischen Pläne, namentlich die auf Danzig, durchkreuzt hatten, und
schikanierten sie, wo er nur konnte. Wenigstens später, anfangs nahm er
gegenüber den amerikanischen Subsidienwerträgen eine audere Stellung ein.
Es ist interessant und wenig bekannt, daß Friedrich der Große sogar bis zu
einem gewissen Grad für den Abschluß des ersten dieser Verkträge sogar mit
20
38 Hist. Vierteljahrsschrift 26, 365.
10 Der übrigens den hessischen Landgrafen in geradezu widerlicher Weise anschmeichelte und
verhimmelte. Vgl. 3. f. neufr. Spr. 7 (1885) 173ff.
11 Kapp, Soldatenhandel S. 152f.