Full text: Soldatenhandel

Urteil der Soldaten 
seine Söhne nicht alle ernähren, aber der Kriegsdienst brachte etwas ein. So 
wurde die Nachricht von dem bevorstehenden Zug nach Amerika in Hessen 
durchaus nicht tragisch genommen, wenn auch die Mütter der Soldaten über 
die weite Reise und lange Trennung jammerten. Die Soldaten selber 
waren fidel,s froh des eintönigen Garn sonsdienstes ledig zu werden und 
sangen ein Lied mit den Worten: 
Frischauf, ihr Brüder, ins Gewehr, 
s geht nach Amerika. 
Versammelt ist schon unser Heer, 
Vivat Viktoria! 
Das rote Gold, das rote Gold, 
Das kommt da mur so hergerollt, 
Da gibt's auch, da gibt's auch, da gibt's auch bessern Sold!?⸗ 
Und die Braunschweiger sangen: 
Geht mit nach Amerika, 
Da wird sein genug allda. 
Es wird sein Silber, Gold und Geld, 
Was man suchet in der Welt; 
Alles, was man suchet da 
Ist jetzt in Amerika. 
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Die kalifornischen Goldgruben waren zwar noch nicht entdeckt, Amerika war 
aber dennoch schon damals das Land der Wunder, von dem man sich alles 
erhoffte. Man drängte sich geradezu zu den Offiziersstellen und beglück— 
wünschte jeden, der mit nach Amerika ging. 
Lessingso riet seiner geliebten Eva König, ihren Sohn mit den Braun— 
schweigern nach Amerika zu schicken und wußte damals nichts von Soldaten— 
handel. Und Lessing ist doch von unsern großen Schriftstellern gewiß einer 
der fortschrittlichst denkenden. Auch Klinger und Lenz, Wortführer des 
Sturmes und Dranges, wollten mit den Braunst chweigern bezw. Hessen nach 
28 „Eine allgemeine Freude verbreitete sich unter den Truppen, als sie die Nachricht von dem 
bevorstehenden Feldzug erhielten“ (v. d. Lith). „Wie könnte ich es wagen, meine Freude 
beschreiben zu wollen“ schrieb der spätere preußische Generalleutnant v. Heister in feinem 
Tagebuch, als er auf seinen Wunsch zu einem nach Amerika bestimmten Regiment versetzt 
wurde. 
20 Von diesem bessern Sold konnten die hessischen Soldaten bis 1779 über 591 000 Taler 
nach Hause schicken (Hist. Z. 42, 327). „Die Hessen schicken brav Geld nach Haus; ein 
Beweis, daß es ihnen weder an Geld mangelt, noch an gutem Herzen, für die Ihrigen zu 
sorgen“ (Schubart, Teutsche Chronik 1777 S. 37). 
30 Lessing an Eva König 23/5 1776. Werke (Lachmann) 18, 147, eine Stelle, die dem 
Verfasser der Lessinglegende Fr. Mehring wohl entgangen ist.
	        
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