Full text: Soldatenhandel

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sSchweizer Soldtruppen 
schändlicher Unfug oder Mißbrauch nur in monarchisch regierten Ländern 
möglich gewesen wäre. Das ist grundfalsch. 
Wir wollen nicht zurückgehen bis ins Altertum, wo die 10000 Söldner des 
Xenophon jedem bekannt sind, der die Anabasis gelesen hat, sondern nur an 
die Schweizer erinnern, die seit Jahrhunderten als fremde Söldner na— 
mentlich für die französischen Könige gefochten haben. Ein alter Schweizer 
berechnet in Schlözers Briefwechsel die Zahl der schweizer Reisläufer seit 
474 - 1780 auf 1110798 Mann, für die 1146868623 fr. bezahlt worden 
seien. Die Zahlen mögen falsch sein, ebenso wie die Behauptung, daß man 
die Straße von Paris nach Basel mit den gezahlten Franken hätte pflastern 
oder einen Kanal zwischen diesen beiden Städten mit dem für Frankreich 
vergossenen Schweizerblut hätte füllen können. Auf Zahlen kommt es gar— 
nicht an. Es genügt die Tatsache, daß die Schweizer von ihren Kantonalre— 
gierungen den fremden Mächten ebenso überlassen wurden wie die Hessen 
etc. von ihren Fürsten, daß sie auf Grund ihrer Kapitulationen — so 
nannte man dort die Subsidienverträge — genau so honoriert oder bezahlt 
wurden wie die deutschen Potentaten, und daß die prächtigen Häuser in 
Solothurn, Bern etc. ebenso wenig ohne die französischen Subsidien hätten 
erbaut werden können als die Schlösser zu Wilhelmshöhe oder das Neue 
Palais zu Potsdam ohne die englischen.“ Wie Hessen war die Schweiz ein 
armes Land, das seine Bevölkerung allein schlecht ernähren konnte, durch das 
Söldnerwesen aber aus dem Blute seiner Söhne reichen finanziellen Gewinn 
hatte. Ob dabei auch ein Fonds gesammelt wurde wie der hessische Staats— 
schatz, weiß ich nicht. Die Schweizer dienten „à titre d'alliés et d'auxiliaires 
dermanentes“, blieben aber stets Schweizer Untertanen, hatten ihre eigenen 
Offiziere, eigene Gerichtsbarkeit, Religionsfreiheit und deutksche Kommando— 
sprache. Wie sie sich schlugen, ist bekannt, besonders bekannt das Verhalten 
der Schweizergarde 1792 beim Sturm auf die Tuilerien. Was ging die 
Schweizer das französische Königtum an? Sicher nicht mehr als die Hessen 
die amerikanische Revolution. In beiden Fällen wurde die Fahnentreue mit 
barem Gelde bezahlt, aber die Schweizer Fahnentreue verherrlicht der Thor⸗ 
valdsensche Löwe von Luzern, die hessische Fahnentreue lebt nur fort — in 
dem Schimpfnamen der verkauften Hessen! 
Mit dem Tuileriensturm war übrigens das Schweizer Söldnertum keines— 
wegs zu Ende. Die Schweizer fochten später in gleicher Weise für Napo— 
„Oft hat man die Schweizer der Käuflichkeit bezichtet und sie Soldknechte gescholten. 
Man tat uns schwer Unrecht damit. Wir brauchen uns des Dienstes in fremden Heeren 
nicht zu schämen. Wer von „verkaufter Ehre“ spricht, beweist nur, daß er Kultur und Sitte 
bergangener Jahrhunderte nicht erfassen kann. Er sieht mit den Augen des 20. Jahrhun- 
derts.“ (de Vallière, Treue und Ehre. Neuenburq. 1912. S. 11)
	        
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