Full text: Soldatenhandel

Wilhelm VIII. 
Soldaten in englischen Sold gegeben. Am 15. April 1757 erklärte Wil—⸗ 
helm VIII. dem französischen Gesandten: 
„Alte und neue Beispiele bekräftigen es, daß die teutschen Reichs-Fürsten, 
wann sie Völker an andere Mächte, gegen gewisse Subsidien-Gelder über— 
lassen haben, um deswillen niemalen als Feinde oder Theilnehmer am Krieg 
angesehen worden sind.“? In der Tat hat Hessen, was bisher wenig be— 
achtet worden ist, formell am Siebenjährigen Krieg garnichs teilgenommen. 
Auch die Württemberger,“ die im Jahre 1758 Kasfel besetzten und dann 
im nächsten Jahre die schwere Niederlage bei Fulda erlitten, führten keinen 
Krieg gegen den Landgrafen von Hessen, sondern standen nur Goo0o Mann 
stark in französischem Sold, genau wie die Hessen in englischem. Das gehört 
mit zu den Merkwürdigkeiten der alten Reichsverfassung, ändert aber nichts 
an der Tatsache, daß der Landgraf die Engländer unterstützte oder, wie 
MNapoleon sich später ausdrückte, „das Blut seiner Unterkanen verkaufte, 
um die Franzosen zu bekriegen“. Die moderne borussozentrische Geschichts— 
schreibung hat ihn deshalb als „Verbündeten“ Preußens höchlichst gepriesen 
und läßt Friedrich den Großen bei der Nachricht von seinem Tode die ganz 
unfriderizianischen Worte ausrufen: 
„Deutschland hat seinen würdigsten Fürsten, sein Land einen Vater und ich 
meinen treusten Freund verloren!“ 
Es ist nun nicht meine Absicht, dem „alten Wilm“ — so wurde er in Hessen 
genannt — etwas am Zeug zu flicken, ich muß nur leider zugeben, daß dieser 
hessische Landgraf m. W. der einzige gewesen ist, der einen Vertrag abge⸗ 
schlossen hat,s den man wirklich nicht anders als Soldatenhandel bezeichnen 
kann. Ich meine den Vertrag vom 23. März 1743 (oben Nr. 22), in dem 
der Landgraf ein Bataillon von 800 Köpfen dem König von Preußen als 
„zu eigen“ abgeben will für die evtl. Erlangung der Kurwürde. Dos war 
kein bares Geld, aber doch nicht schön, wenn es auch nie zur Ausführung 
dieser Bestimmung gekommen ist. Aber vergessen wir nicht, was Friedrich II. 
von Preußen von seinem Großvater sagte: Er opferte 30000 seiner Unter⸗ 
tanen, um der Königskrone willen. Kurhut und Köniaskrone waren idegle 
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*Teutsche Kriegs Canzley 1758, J, 736. 
Bei der Aushebung dieser Truppen auf Grund eines Subsidienvertrags mit Frankreich 
kam es übrigens zu Meutereien, wobei m. W. zum ersten Mal das Wort „an eine fremde 
Macht verkauft“ fiel (Stadlinger 406). Also nicht in Hessen! Damals kam auch in Württem⸗ 
erg die Szene vor, die Schiller später nach einer Erzählung seines Voters i Kabale- und 
Liebe verwendete. 
s Regierender Landgraf war damals eigentlich König Friedrich J. von Schweden, der aber 
einem Bruder die hess. Politik fast völlig überließ. Haher ict Wilhelin Vnis. auch für den 
Vertrag verantwortlich. 
— 
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