Full text: Soldatenhandel

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Friedrichder Großes Wilhelm VIII. 
Zu deutsch: 
Er opferte 30000 seiner Untertanen in den verschiedenen Kriegen des 
Kaisers und seiner Alliüerten, um sich die Königskrone zu verschaffen ... 
Er verhandelte das Blut seiner Unterkanen an die Engländer 
und Holländer, wie jene herumstreichenden Tartaren, die ihre 
Herden den Metzgern Podoliens verkaufen, um ihnen den Hals 
abschneiden zu lassen. . . Er verkaufte 20000 Mann an die Alli— 
ierten, um den Ruhm zu haben, eine Armee von 30000 Mann zu unter⸗ 
halten. 
Das sind Sätze, die sich jeder Hesse merken sollte, der einmal wegen des 
Soldatenhandels in einen Disput gerät. 
Nicht, daß die Autorität des großen Friedrich in dieser Sache so ganz zwei⸗ 
felsohne wäre. Er machte selber gerne Soldatengeschäfte, allerdings mehr 
als Importeur wie als Exporteur. Er war nicht Händler, sondern Aufkäufer. 
Man vergleiche z. B. den hessischen Subsidienvertrag Nr. 22 und folgenden 
Brief, den er kurz nach seiner Tronbesteigung am 7. VIII. 1740 an seine 
Bayreuther Schwester richtete: „Darf ich Dich fragen, ob der Markgraf 
mir ... die Freude machen würde, mir ein paar hundert Mann zur Ver— 
stärkung meiner Truppen auszuheben. Ich würde ihm dafür 10 Thaler pro 
Kopf zahlen.“? Übrigens hat Friedrich der Große auch Subsidienverträge 
abgeschlossen und die Vorteile anderer Subsidienverträge genossen. Es ist 
wohl nicht zuwiel gesagt, wenn behauptet worden ist, daß Friedrich der Große 
ohne die englische, hannöversche, hessische und braunschweigische Hilfe im 
Siebenjährigen Kriege sich kaum behauptet haben würde. Diese Hilfe be— 
ruhte aber einzig und allein auf den englischen Subsidien. Und da ist es ganz 
interessank, aber auch auffallend, daß der hessische Landgraf Wilhelm 
VIII. eigentlich kaum angegriffen wird, daß er damals seine Soldaten 
(„das Kleinod seines fürstlichen Hauses“) in englischen Sold gab, die doch 
in diesem Falle sogar im Interesse eines von Kaiser und Reich als Friedens— 
brecher betrachteten Fürsten fochten! Allerdings ließ der Landgraf mit großer 
Emphase in einer langen Denkschriftes auf dem Reichstag zu Regensburg 
verkünden: Gegen Kaiser und Reich führe er keinen Krieg! Und das war 
auch richtig, der Landgraf führte überhaupt keinen Krieg, hatte nur seine 
22 Friedrich d. Große und Wilhelmine v. Bayreuth 2 (1926) 25. Vorher hatte die Mark— 
gräfin ihrem Vater Soldaten für seine Riesengarde geliefert. In einem Brief an ihren 
Bruder vom 4. April 1739 heißt es z. B.: „Wir erwarten täglich einen Riesen aus Däne— 
mark. Mit denen aus Ungarn ist es nichts geworden; wahrscheinlich sind sie an einen 
preußischen Werber verkauft worden.“ (Briefwechsel 1[1924] 406.) 
28 Brabant, Das Hl. Röm. Reich im Kampf gegen Friedrich II. 2 (1911) 74.
	        
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