Full text: Soldatenhandel

Preußisehe Subsidienpolitil 
waren das starke, rein deutsche Regiment Zweibrückent und das Kurtrierer 
Grenadier-Bataillon [2)) und in der Festung standen unter englischer Flagge 
verkaufte Hessen und Ausbacher“. Man beachte den feinen Unterschied 
„Patrioten“, „verkleidete Franzosen“ und „verkaufte Hessen“! Zugegeben, 
daß die Hessen der amerikanische Kolonialzwist nichts anging, was ging er 
denn die Pfälzer an? Sie waren aber nur verkleidet, die Hessen aber ver— 
kauft! Ein Musterbeispiel historischer Objektivität. Doch dafür werden wir 
in der Folge noch mehr Beispiele finden. 
In Hessen-Kassel war — was übrigens weiter kein Lob bedeuten soll — die 
Abneigung gegen französische Subsidien sozusagen traditionell, daher wurde 
auch das dringende Angebot der Brüder Ludwigs XVI., 1791 hessische Trup⸗ 
pen zur Befreiung des Königs in französischen Sold zu nehmen, ein An— 
gebot, das von dem König Gustav III. von Schweden lebhaft unterstützt 
wurde, schließlich abgelehnt. 
Auch der König von Preußen hatte damals dies Augebot unkerstützt. Damit 
kommen wir zu Preußen, um die Frage, die der Leser wohl schon längst 
auf der Zunge hat, zu beantworken: Hat denn auch Preußen die Subsidien— 
politik mitgemacht, hat Preußen, um den landläufigen Ausdruck zu ge— 
brauchen, Soldatenhandel getrieben? 
Die Antwort lautet: Ja, ja und abermals ja, wenn auch noch so viele Alt— 
preußen entrüstet und ungläubig die Köpfe schütteln. 
Man hat den feinen Unterschied gemacht zwischen Mächten, „die das Heer 
als Einnahmequelle benutzten und für Subsidiengelder dem Ausland bei— 
sprangen“ und solchen, die „direkt wie Braunschweig, Hessen, Hannover 
ihre Truppen in fremde Dienste verkauften“.is Und der preußische General— 
leutnant v. Boguslawski protestierte entrüstet dagegen, daß man es gewagt 
hat, die preußische Subsidienpolitik mit dem Soldatenhandel der kleineren 
Fürsten zu vergleichen. Das sei doch doch etwas ganz anderes. 
Zugegeben! es besteht auch ein Unterschied, aber nur ein quantitativer. Wenn 
die Subsidienwerträge einen finanziellenn? Beigeschmack hatten — und den 
18 
14 An der Spitze dieses Regimentes standen zwei Söhne des Herzogs Christian IV. von 
Pfalz-Zweibrücken, deren einer in seinen Feldzugserinnerung erzählt, daß weder den Offi— 
zieren noch den Mannschaften mitgeteilt wurde, daß sie nach Amerika transportiert wurden. 
Die Hessen wußten wenigstens, wohin es ging, die Pfälzer wurden wie eine Herde Hammel 
versandt. Aber hat man schon einmal etwas von pfälzischem Soldatenhandel nach Amerika 
gehört? 
18 Losch, Kurfürst Wilhelm J. 189f. 
16 Es soll nicht verschwiegen, vielmehr dankbar anerkannt werden, daß der Schreiber dieses 
Satzes (Steinhausen) ihn in den Neuauflagen seines Werkes geändert und gemildert hat. 
i7 Die hessischen Subsidienverträge enthielten nicht nur finanzielle Bestimmungen, sondern 
auch solche idealer oder meinetwegen realpolitischer Natur wie die Zusicherung von Hilfe in
	        
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