Full text: Sammelband

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des Loch herausschneiden. Die Folgen setzen in furchtbarer Weise ein: 
aus den Verletzungen großer Gefäße quillt gurgelnd das Blut in so 
gewaltig sprudelndem Strom, daß in wenigen Augenblicken der Sel⸗ 
lenstaat sich verblutet. War die Ader ganz durchtrennt, so kann sich 
der Organismus noch helfen: die En— 
den der elastischen AÄdern schnurren wie 
Gummibänder zusammen, nach beiden 
Seiten sich zurückziehend, die zarte 
Innenhaut kräuselt sich im Innern 
zu einem lockeren Unäuel. Oben— 
drein krampft sich das hohle Kohr fest 
zu, und schließlich versperren die 
überdechenden Weichteile dem aus— 
sichernden Blute weiteren Austritt. An dem losen Knäuel der Innen— 
haut gerinnt das Blut und verschließt die gefährliche Offnung mit 
einem weichen, sich immer mehr verdickenden und verdichtenden 
pfropfen, und dann ist die unmittelbare Gefahr vorbei. Sogar wenn 
ein Loch in die Ader gerissen war, kann es, vorausgesetzt, daß es 
nicht allzu groß war, oder wenn das Geschoß einen schlitzförmigen 
Spalt schnitt, durch einen solchen rasch sich ansetzenden Gerinnungs— 
pfropfen verkleben. Das gerinnende Blut kann in dieser wohltätigen 
Weise um so eher sich ansetzen, weil 
gleichzeitig mit dem großen Blut— 
verlust eine Ohnmacht einzutreten 
pflegt, die das herz kraftloser und 
müder schlagen läßt, so daß in 
dem matten Strome das weiche Ge— 
rinnsel Zeit hat, sich festzusetzen, zu vergrößern und die Offnung 
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kraft dem mächtigeren Stoß der Blutwelle standzuhalten vermag. 
Das kann geschehen. Wenn aber vor dem ungestümen Andrängen 
der jagenden Blutwelle die hilfsmittel des Körpers versagen, dann 
allerdings gurgelt das Blut aus dem verletzten Kohre in die Um— 
gebung, drängt die deckenden Weichteile auseinander und spült sich 
eine runde höhle, die von dem unaufhörlich neu einwirbelnden, schwir— 
renden Blute immer weiter gehöhlt wird, bis die zunehmende Span⸗ 
nung der umgebenden Weichteile einen weiteren Blutzufluß verhin— 
dert. Schließlich gerinnt in der ausgebuchteten Höhle das Blut an 
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