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für den Sehenden die ganze Wunderkraft des Sellenstaates, allen Ge— 
walten zum Trotz sich zu erhalten, sich siegend durchzuringen vom 
anscheinend unabwendbaren Untergang zu den Höhen des Lebens. 
Jeder der Kämpfer ist ein Organismus. In alltäglicher Selbst— 
verständlichkeit erledigen die Zellen in jedem einzelnen ihre Aufgabe. 
Diese verdauen und speichern Baustoffe auf, jene reinigen das Blut 
und schaffen das Störende heraus. Andere verteilen Kraft und 
Nahrung an die Sellen, die deren benötigen, oder regeln Atmung 
und Herzschlag, bauen auf oder brechen Unbrauchbares ab, — alle 
vollbringen in dem unablässigen, geheimnisvollen Ineinandergreifen 
des sich selbst regelnden Räderwerkes tausendfältige fruchtbare, 
zweckmäßige Arbeit. Und wenn der Krieger in heißer Schlacht mit 
leuchtenden RAugen vorwärts stürmt, in seinem Innern, im Sellenstaate 
geht die Arbeit mit derselben ruhigen Ordnung, mit derselben uner— 
schütterlichen Sicherheit fort, wie im tiefsten Frieden. Was küm— 
mert den Zellenstaat der Menschenkrieg? Da! — Ein Zuck! Was 
war's!? In Bruchteilen einer Sekunde flog ein Geschoß durch den 
Arm. hinein, und bevor man's denken konnte, an der Rückseite 
wieder hinaus. Von vorn nach hinten durch! Und durchschnitt im 
— 
geschreckt ist auf einmal der Zellenstaat aus seiner Ruhe. Alarm! 
Große Gebiete sind jäh verwüstet. Unaufhörlich blutet es in das 
Gebiet der Zerstörung. Gefahr im Verzuge! Eine neue, eine große, 
eine unerhörte Aufgabe! Der Sellenstaat muß sie lösen; denn hier 
gibt's nur ein bitteres Entweder — Oder. Entweder die Lösung 
wird nicht geschafft: dann muß der Körper verzichten auf die Leistung 
der durchschossenen Teile, muß ruhig zusehen, wie er sich innerlich 
verblutet, muß dulden, daß das harmonische Ineinandergreifen für 
immer gestört wird, muß das unabwendbare schicksal über sich er— 
gehen lassen, oder — er rafft sich auf, sucht's zu schaffen, schafft's 
und bleibt am Leben! Und er schafft's auch mit so verblüffender 
Leichtigkeit, daß der Verletzte gar nichts davon merkt, wie in seinem 
Körper das Wunder der Heilung vor sich geht. Ebensowenig, wie 
wir von dem vielseitigen, rastlosen Schaffen und Wirken und 
der stillen Heinzelmännchen-Tätigkeit im Innern unseres Kör— 
pers eine Ahnung haben. Schafft's so glatt und sicher, daß uns 
solche Heilung alltäglich, selbstverständlich scheint. Alles ganz still und 
ruhig mit einer erstaunlichen Zielgewißheit.