J. Kriegswunden und Naturheilung.
Krieg!! Immer, immer noch steht das apokalyptische Un—
zeheuer über den unglücklichen Ländern Europas. Kiesenhaft,
ehern, kalt und glatt, starr und unerbittlich. Wo das Scheusal seine
spitzen Krallen in das Land geschlagen, da ist Ode, Zerstörung, Ent—
setzen, Jammer. Wohin es mit heiserem Bellen in feurigem Glut—
hauch die Tausende von Geschossen und Bomben speit, da zerstieben
üppige Dörfer, blühende Städte werden zu schwelenden Trümmer—
—RV
überall, und überall Jammer, Entsetzen, Wehgeschrei! Hundert—
tausende von blühenden Menschenleben werden jäh daniedergemäht,
mitten in ihrer vollen Manneskraft, mitten aus lachendem Leben in
den Tod gerissen, andere hunderttausende so zerschmettert, daß
der müde Leib an grausamer Verletzung siechend zugrunde geht.
Und wieder hunderttausende retten aus der höllischen Vernichtung
ein zerbrochenes Leben. hunderttausende! Welch entsetzliche Zahl!
hundert- und aber hunderttausende! Uns schaudert.
Ich schrieb früher ein Bänochen vom sieghaften Zellenstaate.*)
zeigte darin, daß unser Menschenleib ein gewaltiger, großmächtiger
Bau von Millionen und aber Millionen von „Zellen“ ist, ein Zellen—
staat, in dem all die vielen Einzelzellen, in Organen und Geweben
aufgebaut, zu einer Einheit zusammenfließen, sich zusammenschließen
zu erstaunlich vernünftigem Handeln, zu unablässiger Arbeit hand
in Hand, in ständiger Fühlung untereinander und mit den Bedürf—
nissen und Forderungen des ganzen Organismus. Daß er sich schlag—
fertig und erfinderisch mit allen Aufgaben abfindet, die täglich und
stündlich die wechselnde Umgebung dem Leben aufdrängt. Daß er
auch dann, wenn er in seinen Grundfesten erschüttert wird, mit
ruhiger Selbstverständlichkeit, ohne daß wir klugen Menschenkinder
*9 „bom sieghaften Zellenstaat“. Kosmosbändchen 1913.