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zu überschreiten, er hat das Gefühl, es müsse ihm dabei unbedingt
ein Unglück zustoßen. HAuch die Gewitterfurcht kann krankhaften
Charakter annehmen. Leichte Formen von Schwermut (Hypochon⸗
drie) können häufig ganz beseitigt werden. Hervorragend und mit
keiner andern Methode in gleicher Weise zu erreichen sind die Hei—
lungen bei chronischem Alkoholismus, Morphinismus, bei
dauerndem Mißbrauch von Kokain und üther. Viel Günstiges wird
auch berichtet über Beeinflussung von Störungen der weiblichen
Genitalfunktionen bei starker und mit heftigen Schmerzen verbun—
dener Menstruation. Hartnäckige Fälle von Obstipation GDerstop—
fung) wurden so geheilt. Bleichsucht und Blutarmut günstig beein—
flußt. Wir wollen uns mit der Erwähnung dieser absolut sicher
beobachteten Tatsachen begnügen, und weisen noch auf die außer—
ordentliche Schmerzlinderung hin, die selbst bei schweren organischen
Leiden, z. B. bei Krebs und Tuberkulose, mit hilfe der Suggestion
erzielt werden. Gerade in neuester Zeit wurde auch wieder betont,
welch großen Wert die Suggestion als Unterstützungsmittel der Nar—
kose hat und daß es mit ihrer hilfe bei richtiger Anwendung nur
ganz geringer Mengen von üther oder Chloroform bedarf, um gute
und tiefe Narkosen zu erzielen.
f) Suggestion und hypnose in ihrer Bedeutung
für die Kunst und die Dichtung.
Die Suggestivwirkungen haben für die Uunst und die Dichtung
naturgemäß ihre besondere Bedeutung. Wenn auch die übertrie—
benen Darstellungen mancher Romane und Novellen, die sich mit
ihnen befassen, abzulehnen sind, so muß doch betont werden, daß
die Kräfte, die wir bisher auf anderen Gebieten menschlichen Lebens
verfolgt haben, auch hier am Werke sind. Besonders für die Dich—
tung war die Frage, inwieweit durch Suggestion die handlungen
eines Menschen zu beeinflussen sind, von größter Wichtigkeit. Hatte
der Dichter schon gelernt, wie die freie Bestimmung des Menschen