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in ihren Unterrichtsplan aufgenommen haben und wenn sich jeder
Student der Medizin mit diesen wichtigen Problemen während seines
Studiums auseinandersetzen muß. Die letzten Jahre haben hier schon
manchen erfreulichen FSortschritt gebracht.
Nun ist gegen die Verwendung der Suggestion zu Heilzwecken
noch die Einwendung gemacht worden, sie beseitige ja höchstens
Krankheitserscheinungen, das Grundleiden dagegen bleibe im Grunde
ganz unbeeinflußt. Demgegenüber ist zu betonen, daß unser Vorrat
an spezifisch, d. h. gegen die eigentliche Krankheitsursache wirk—
samen Mitteln überhaupt ganz gering ist. Für die meisten Fälle
bleibt dem Arzte nur die Aufgabe, die Hheilkraft des Organismus
zu unterstützen. Das geschieht nun in weitgehendem Maße durch
die suggestive Methode. Denn es ist ohne weiteres klar, daß oft
schon eine wesentliche Hilfe geleistet ist, wenn dem Patienten Krank-
heitssymptome genommen werden, z. B. heftige Schmerzen, Schlaf⸗
losigkeit, Angstzustände uswp. Dadurch kann sich der Allgemeinzu—
stand so heben, daß der Organismus nun imstande ist, gegen das
ursächliche Leiden energisch vorzugehen und es eventuell zu beseitigen.
Andererseits vermögen wir aber auch manche im Gebiet des Seeli—
schen liegende Krankheiten auf suggestivem Wege ursächlich zu
heilen. Die von Freud begründete Methode der Psychoanalyse
gestattet durch gewissenhafte Durchforschung des Seelenlebens des
Kranken hinter manchen seelischen Zwiespalt und Defekt zu kom—
men, der sich dann auf dem Wege der Suggestion beseitigen läßt.
Andererseits muß natürlich auch mit aller Schärfe betont werden,
daß die Suggestion kein Allheilmittel ist, das man wahllos anwen⸗
den könne und dessen Heilkraft unbegrenzt wäre. In der hand des
erfahrenen Arztes dagegen wird die Wach- wie die hypnotische Sug-
gestion viel Ersprießliches leisten.
Wir können im Kahmen dieser Arbeit natürlich keine erschöp—
fende Darstellung der Fälle geben, in denen durch Hypnose gute Er—
folge erreicht wurden, wollen aber doch einen kurzen Überblick über
die Krankheitsgruppen halten, bei denen durch vielfache Beobachtung
sichere Heilungen erzielt wurden. Es liegen hier sehr eingehende
und gewissenhafte Beobachtungen vor. Wir verweisen auf die Ar⸗
beiten Forels, Wetterstrands und die von Ringier, der sein
Material sogar lediglich aus der Landpraxis gewann und doch, trotz⸗