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kung. Vielfach ist noch die Anschauung verbreitet, daß durch die
hypnose eine Reihe schwerer Schädigungen hervorgerufen werden
könnte. Bei der von ungenügend vorgebildeten und mit der Frage
nicht durchaus vertrauten hypnotiseuren vorgenommenen hypnose
können allerdings recht unangenehme Schädigungen die Folge sein,
und erst in neuester Zeit hat v. Hattingen (München), der in
seiner Klinik solche Fälle zur Behandlung erhielt, eindringlich vor
der „wilden“ Hypnose gewarnt. Tatsächlich wird das in Deutsch—
land bestehende Verbot der Hypnose durch Laien vielfach nicht be—
achtet, und von Magnetopathen und Hypnotiseuren wird gerade
in der letzten Zeit wieder von der Hypnose reichlich Gebrauch ge—
macht. Durch die häufigen Mißerfolge der Laienhypnose wird leider
auch die an sich gute hypnotische Methode, deren Vorzüge heute sicher
feststehen, in Verruf gebracht.
Denn daß bei einer richtigen Anwendung dieser Methode und
bei einer kritischen Auswahl der dafür geeigneten Fälle nicht nur
kein Schaden angerichtet werden kann, sondern daß in sehr vielen
Fällen ganz hervorragende heilerfolge erreicht werden, darüber ist
die wissenschaftliche Forschung längst ins reine gekommen. Wir
geben hier einige Aussprüche erster Autoritäten wieder. Schon Bern⸗
heim konnte erklären: „Auf Grund meiner mehr als zehnjährigen
Erfahrung an Tausenden mit Hypnose behandelten Uranken erkläre
ich, daß unsere Methode, richtig angewandt, oft nützt und nie scha—
det.“ Eulenburg sagt über die Gefahren der hHypnose: „Kein
ernst zu nehmender Sachkenner hat diese Gefahren bisher nachge—
wiesen, sie bestehen nur in der Einbildung derer, die ihre Unkennt⸗
nis des Gegenstandes, ihre Abgeneigtheit und Unfähigkeit zur Be—
schäftigung damit, hinter diesem deckenden Schilde zu verbergen be—
müht sind.“ Im selben Sinne haben sich Forel, Moll, Wetter—
st rand und andere ausgesprochen. Unbedingt ist Krafft-Ebing
recht zu geben, wenn er erklärt: „Es ist sehr zu bedauern, daß es
heutzutage noch hervorragende äürzte gibt, die aus Unwissenheit
oder Vorurteil die Tatsachen der hypnotischen Suggestion nicht be—
achten und damit auf eine Hheilpotenz von großer Bedeutung zu
ihrem Schaden und demjenigen ungezählter Kranken verzichten.“
Dieser ablehnende Standpunkt wird wohl erst dann gänzlich auf—
gegeben werden, wenn die Universitäten die Lehre von der Hypnose