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Dressur des Gedächtnisses, auf die sich heute noch vielfach die Ein—
wirkung der Schule beschränkt.
Zur Bekämpfung einer Reihe von schlechten Angewohnheiten
ist die hypnotische Suggestion heute schon vielfach mit bestem Er—
folge verwandt worden. Dabei hat sich herausgestellt, daß Stö—
rungen des Trieb- und Gefühlslebens sehr gut beeinflußbar sind.
Hhierhin gehört das durch üble Angewohnheiten entstandene, meist
weder durch freundliches SZureden noch durch Drohungen und harte
Strafen zu beseitigende krankhafte Grimassenschneiden. Stottern,
Nägelkauen, Zuckungen und sexuelle Unarten können durch Sug—
gestion ebenso geheilt werden wie der häufige krankhafte Serstö—
rungstrieb, der Hang zum Lügen und Stehlen bei Jugendlichen.
Die französischen Autoren, vor allem Cous, sind so weit gegangen,
zu behaupten, das Kind müsse täglich seine Suggestion erhalten,
genau so wie es seine Milch oder Schokolade bekomme. Nach Coué
soll der Vater oder die Mutter sich abends dem schlafenden Kinde
nähern und ihm die heilsamen und guten Suggestionen ins Ohr
raunen. Dadurch glaubt er dann im Laufe der Seit eine Keihe von
festen Grundsätzen in die Seele des Kindes legen zu können, die
sein Hhandeln im Wachen lenken sollen. Uns geht dieser Vorschlag
zu weit, und wir glauben, daß gerade auf diesem Gebiete nichts
mehr schaden kann als unnütze Vielgeschäftigkeit. Zweifellos aber
bedarf der Vorschlag der Nachprüfung an größerem Material. Bei
all diesen Versuchen dürfen wir aber nicht vergessen, daß die beste
suggestive Methode der Erziehung das gute Beispiel der Er—
wachsenen ist. Ihm ist an suggestiver Kraft nichts an die Seite
zu stellen.
b) Die soziale Bedeutung der Suggestion.
Jedem ist die Tatsache geläufig, daß durch schlechte Beispiele die
besten Sitten verdorben werden, und jeder weiß, wie gefährlich ge—
rade jungen Menschen der Umgang mit schlechten Kameraden wer—
den kann. Die von der Umgebung ausgehenden Einflüsse haben
tiefe Wirksamkeit, und das genaue Studium dieser Erscheinungen