Full text: Sammelband

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modernen Suggestionslehre sehr wohl begreifen lassen und daß ihnen 
jedes mystische Moment vollständig fehlt. Es liegt in dem Sweck 
dieser Schrift begründet, daß wir hier nur das Allerwichtigste an— 
führen können und daß dieses Kapitel nur eine Skizze der modernen 
theoretischen Anschauung über dieses Problem geben kann. Wer 
sich hier weiter orientieren will, der wird zu dem Studium von aus⸗ 
führlichen Fachwerken greifen müssen, an denen kein Mangel ist. 
Nicht unerwähnt aber wollen wir lassen, daß neben der von 
uns hier vorzugsweise geschilderten Vorstellungstheorie über das 
Wesen der Hypnose, die den hauptwert auf die Ausschaltung von 
Gegenvorstellungen legt, den Suggestionsvorgang also als etwas 
Negatives aufgefaßt wissen will, in neuester Zeit die von Bleuler 
begründete Affekttheorie der Suggestion hervortritt. Nach ihm sind 
in all den Zuständen, in denen das Unterbewußtsein eine Rolle 
spielt — Traum, Hypnose, Ekstase — die Gedanken mit starken 
Affekten beladen. Sie werden dadurch so verstärkt, daß sie mit 
tausend multipliziert erscheinen. Nach Bleuler ist die Suggestion also 
die Übertragung eines Affektes und nicht einer Vorstellung. 
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VII. Tierhypnose. 
Bei den Tieren ist eine Reihe von Zuständen beobachtet, die 
man zunächst als tierische Hypnose aufzufassen geneigt war. Be— 
kannt ist die Tatsache, daß viele Tiere sich beim Nahen eines Fein⸗ 
des „totstellen“ und eine ganze Weile regungslos verharren. Diese 
Bewegungslosigkeit läßt sich auch künstlich erzeugen. hierhin gehört 
das berühmte „Experimentum wirabile“ des Paters Athanasius 
Kircher, das aber nach neuerer Ansicht schon im Jahre 1636 von 
dem Nürnberger Schwenter beschrieben wurde. Dieser schrieb die 
erreichte Lähmung dem Schrecken zu, während Kircher der Ansicht 
war, daß die Bewegungslosigkeit durch die „Einbildungskraft“ 
des Tieres hervorgerufen werde. Beide führten das Experi— 
ment mit einem huhne in folgender Weise aus. Ein huhn, dessen 
Beine mit einer Schnur leicht zusammengebunden waren, wurde 
mit ruhigem, sicherem Griff auf den Rücken gelegt und in dieser 
Stellung einige Sekunden gehalten. Kircher zog noch einen Kreide—
	        
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