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deren Giften auch ouunkalium, das in freien Gewässern für die
Fische verhängnisvoll werden kann; den Menschen schützt vor der
fufnahme einer ihm schädlichen Giftmenge in der Regel der schlechte
Beschmack des verunreinigten Wassers, das naturgemäß das Gift nur
in starker Perdünnung enthält und, um zu schaden, in großen Mengen
genossen werden müßte. Zu Beginn des Krieges, als eine große
llervosität das ganze Volk ergriffen hatte, wurde viel von Brunnen⸗
bergiftungen gesprochen. Wie aus dem oben Gesagten hervorgeht,
zann man leicht Krankheitskeime in einen Brunnen bringen und
dadurch eine örtlich beschränkte Seuche veranlassen. Dagegen liegt
eine Vergiftung durch ein chemisches Mittel kaum im Bereich der
Moglichkeit, weil immerhin zur wirklichen Durchführung große
Mengen gehörten, nicht selten auch der Geschmack des Wassers be⸗
rächtlich verändert würde. Ergänzend sei bemerkt, daß sich gelegent⸗
lich Wurmeier im Trinkwasser finden und mit ihm in den Darm
gelangen, wo sie zur Weiterentwicklung kommen; in solchem Falle
ist meistens eine HDerunreinigung des Wassers durch Stuhlgang an⸗
zunehmen. Ob und wieweit der Kropf mit der Beschaffenheit des
Trinkwassers, mit seinem Gehalt an Mineralien zusammenhängt, ist
noch eine ungelöste Frage.
Menn wir im Vorhergehenden versucht haben, eine Reihe von
schädlichkeiten nicht nur der Wohnung, sondern auch des Wohnens
nüher zu beleuchten, so sind wir uns wohl bewußt, die große Be—
deutung unserer Behausung für unsere Gesundheit nicht erschöpft zu
haben Es gibt noch viele, viele Wohnleiden, die wir nicht als Krank⸗
heit bezeichnen können und die doch unser Wohlbefinden und damit
unsere gesamte Lebensführung empfindlich beeinflussen können. Die
meisten dieser Leiden haben keinen besonderen Namen; wir sagen
etwa, daß wir uns in einer gewissen Wohnung nicht wohl fühlen.
Und das wird nicht selten der Fall sein, auch wenn alle Räume, wenn
die ganze Umgebung nach dem Maßstabe des hygienikers allen An—
pruchen genügen.
Wir verlangen, daß die Wohnung sich unseren Lebensgewohn⸗
zeiten anpasse. Sie soll uns Schutz vor den Unbilden der Witterung
gewähren und uns in einer möglichst gleichmäfigen, von uns zu
heeinflussenden Cemperatur leben lassen; sie soll den Luftströmungen
on außen her nur so viel Zutritt gestatten, daß sie die Luft im
Innern auffrischen. aber ohne unangenehmen Zugq oder Staub ins