— S8 —
in der Benutzung des Ulosetts folgt, sich nicht nur die hände, die
sich ja leicht reinigen lassen, sondern auch die Kleider verseuchen
kann. Da geraten aber die Keime auch leicht in den Mund, sei es
direkt, sei es durch Vermittlung von Gegenständen (Taschentuch), um
von dort aus die Ansteckung zu vollziehen. In einer Irrenanstalt
ließ sich die Ubertragung von Typhus durch den Klingelzug einer
Abortspülung zweifellos feststellen. Die gewöhnlich aus Metall be—
stehenden Türgriffe kommen als Übermittler nur dann in Betracht,
wenn die Keime, noch bevor die vernichtende Wirkung des Metalls
eintritt, ihren Weg auf einen Gesunden finden. So kann auch das
kKlosett bei der Verbreitung des Typhus eine verhängnisvolle Rolle
spielen. Richtigen Instinkten folgen nicht nur die Buschneger in
Surinam, sondern auch die Uaraya⸗-Indianer in Brasilien, wenn sie
ihre Fäkalien stets außerhalb ihrer Ortschaft ablegen und sie sosort ver—
graben. Wir müssen zunächst danach streben, daß jede Familie ihren
eigenen Abort hat und von ihm alle irgendwie als Bazillenträger VDer-
dächtigen ferngehalten werden. Jeder einzelne muß sich durch persön—
liche Hygiene zu schützen suchen; zu ihren allerersten Erfordernissen
gehört das händewaschen nach jeder Benutzung des RIo—
fetts, vor jeder Mahlzeit.
Die Wohnung ist auch noch in anderer Hinsicht von Bedeutung
für die Verbreitung des Typhus. Selbstverstänolich ist der Verlauf
bder Krankheit um so ernster, je weniger die Wohnung eine ordnungs-
zemäße Pflege gestattet. Je enger aber die Behausung, je überfüllter
sie ist, je weniger sich die erforderliche Sauberkeit durchführen läßt,
desto leichter wird auch eine Weiterverbreitung der Infektion möglich
sein. Denkbar wäre es, daß sich Cyphusbazillen, die vielleicht bei der
Stuhlentleerung vom Typhuskranken verspritzt sind, in schmutzigen,
feuchten Ecken längere Zeit hindurch halten, daß sie gelegentlich mit
Nahrungsmitteln in Berührung kommen und so eine Anstechung
hervorrufen. Man hat auch die SZwischenodecke in dieser Hinsicht an—
geschuldigt. In den letzten Jahren glaubte man Grunoͤ zur Annahme
zu haben, daß Insekten, wie Fliegen, Läuse, die Keime von einem
Uranken oder einem verseuchten Gegenstande aus verschleppen könn-
len. Alle diese Wege, wenn auch durchaus im Bereiche der Möglichkeit,
haben sicher keine große praktische Bedeutung.
In den weitaus meisten Fällen sind die hausepidemien aufs
Keimträger zurückzuführen; ihre Zahl darf nicht unterschätzt