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Auch monatelanges Einfrieren in Eis vermag sie nicht zu töten.
Selbst im Wohnungsstaub und auf hölzernen Gegenständen vermögen
sie mindestens fünf Tage lang den Einfluß der Trockenheit zu über—
dauern. Daraus erhellt schon ihre verhängnisvolle Bedeutung. Nur
Metall tötet, wie andere Bakterien, so auch die Typhuskeime in kurzer
Zeit ab, am schnellsten Kupfer, etwas langsamer Messing, Blei, Eisen.
Auf Türklinken würden sie also nur kurze Zeit leben.
Charakteristisch für den Typhus ist sein gehäuftes Auftreten,
das früher, als man dem Kampfe gegen ihn noch nicht gewachsen
war, noch weit auffälliger war. Man sprach von Typhushäusern,
und es ist bekannt, daß Napoleon J. solche Gebäude abbrennen ließ,
um der Seuche auf diese radikale Weise Herr zu werden. Man
kann auch heute noch die Beobachtung machen, daß in gewissen
Hhäusern, bestimmten Wohnungen der Typhus häufiger auftritt als
in andern. Wenn wir uns die Verbreitung des CTyphus klar machen
wollen, müssen wir zunächst bedenken, daß tatsächlich allein der keim—
haltige Stuhlgang den Ausgangspunkt für sie bildet. Von ihm können
die Bazillen unmittelbar auf einen Gesunden übergehen und ihn
anstechen, oder auf Nahrungsmittel, auf Wasser oder Gegenstände,
wie Wäsche, Betten, die dann die Übertragung vermitteln. Unter
diesen Möglichkeiten nimmt die Verbreitung durch Wasser die erste
Stelle ein; 70 vH aller Typhusepidemien müssen auf sie zurück—
geführt werden.
In einem Bauerngütchen erkrankten der Besitzer, seine Frau
und seine Tochter an Typhus. In der Ortschaft selbst war in den
letzten Monaten kein Fall vorgekommen. Man stand zunächst vor
einem Kätsel; dem nachforschenden Sachverständigen schien es aber
verdächtig, daß die Abortgrube nicht mehr als 5 Meter vom Brunnen
entfernt lag. Die nähere Prüfung ergab, daß ihre Ummauerung un—⸗
dicht war und Flüssigkeit in den umliegenden Boden durchließ. Der
Boden leitete den Senkgrubeninhalt weiter zum Brunnen hin, durch
dessen gelochertes Mauerwerk ohne weiteres die zufließende Jauche
dringen konnte. Die Bewohner des Bauernhofes tranken also Kanal⸗
wasser (Abb. 15). Auf welche Weise die Typhuskeime in die Senk—
grube gekommen waren, ließ sich nicht mit Sicherheit feststellen.
Vermutlich war der Abort gelegentlich von einem gesunden Ba—
zillenträger benutzt worden. Es sei hier gleich noch ein zweites
Beispiel angeführt.