Zum großen Teil lassen sich die Wohnungsmängel, die für Tuber—
kulose empfänglich machen, durch Sauberkeit ausgleichen; die Skrofu—
lose ist sogar eine ausgesprochene Schmutzkrankheit. Die Nachteile
einer feuchten, dunklen Wohnung können auch bis zu einem gewissen
HBrade durch Aufenthalt im Freien behoben werden. Das soll der
Grund sein, weshalb in den schmutzigsten, finstersten bierteln von
London die Tuberkulose nicht in dem zu erwartenden Maße ver⸗
breitet ist; die Bewohner treiben sich den ganzen Tag, im Sommer
auch die Nacht über, im Freien umher. Auf dem Lande, wo die Tuber—
kulose stellenweise sehr stark wütet, sind die Bewohner zwar in der
Abb. 1..
Schlafbutze aer Tüneburger Heide.
warmen Jahreszeit viel an der frischen Luft; im Winter aber leben
sie auf um so engerem RKaume zusammen. Herde der Ansteckung
sind vielfach auch die Schlafstätten, wie z. B. die in die Wand hinein—
gebauten, verschließbaren, mehrschläferigen Alkoven oder „Butzen“,
die nicht selten von ganzen Familien gemeinsam benutzt werden
Abb. 13).
Die Wohnung kann also die Tuberkuloseverbreitung zunächst
dadurch fördern, daß sie die Ansteckung vermittelt, ferner dadurch,
daß sie dafür empfänglich macht; sie kann sich drittens der heilung
hinderlich in den Weg stellen. Die Tuberkulose ist heilbar; zahlreiche
Rranke, die in einer heilstätte gewesen sind und dort gelernt haben,