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dadurch zu helfen wußte, daß man die Gebäude, in denen die Pest
immer wieder aufflammte, niederbrannte.
Noch einige andere Krankheiten, die gelegentlich unter dem Bilde
der Wohnungsinfektion auftreten können, werden durch Insekten
übertragen. EAls in Berlin Anfang der 70er Jahre das Fleckfieber
wütete, kamen in einem einzigen hause 150 Fälle zur Beobachtung.
Wir wissen heute, besonders auf Grund unserer Kriegserfahrungen
im Osten, daß die Kleiderlaus für die Verbreitung des Ansteckungs⸗
stoffes verantwortlich zu machen ist. Bei allen Epidemien befiel die
Krankheit vorzugsweise die Bewohner schmutziger, licht- und luft⸗
armer, überfüllter Räume. Die genannten Verhältnisse bieten ja
auch einen günstigen Boden nicht nur für das Gedeihen der Läuse, son⸗
dern auch für deren Übergang von einer Person auf die andere.
Unter demselben Gesichtspunkt ist das ebenso wie das Fleckfieber
aus Deutschland fast verschwundene Rückfallfieber zu betrachten, das
wahrscheinlich auch durch Läuse verbreitet wird. Wanzen vermitteln
die Übertragung zweier Tropenkrankheiten, des indischen Kalaazar
und der brasilianischen Chagas-Krankheit.
Auch Gelbfieber und Malaria sind nicht selten an gewisse häuser
gebunden. Beide Krankheiten werden durch Mücken übertragen,
das Gelbfieber durch Stegomyia calopus, während Anopheles die
Malariakeime durch ihren Stich dem Menschen einverleibt. Alle Ver⸗
hältnisse, die das Gedeihen der Mücken im Hause begünstigen, dienen
auch dazu, die von ihnen verbreiteten Krankheiten an das haus zu
fesseln. Es muß daher jede Möglichkeit zur Ansammlung von Regen⸗
wasser verhindert werden, denn solche Staupfützen benutzen die
Mücken mit Vorliebe zum Ablegen ihrer Eier, und in ihnen entwickeln
sich dann später die Larven. Nicht nur die Dachrinnen sind daraufhin
zu prüfen, ob hindernisse, wie Moosstücke, Blätter usw., den Abfluß
des Wassers hemmen; die Regentonnen sind in Malariagegenden
dicht abzuschließen; nirgenos dürfen alte Konservenbüchsen und Töpfe
umherliegen. Sugleich muß aber nicht nur der Keller, in dem die
Insekten mit entwicklungsfähigen Malariakeimen gern überwintern,
dicht und mückensicher abgeschlossen, sondern auch das ganze haus
durch Moskitonetze vor dem Eindringen der gefährlichen Tiere mit
ssicherheit bewahrt werden.
Man ist gewöhnt, die Tuberkulose als Wohnungskrankheit
schlechthin zu bezeichnen, und zwar auf Grund der Statistik. In zahl—⸗