409 -
die Wohnung selbst muß diesen günstige Lebensbedingungen zum
überdauern außerhalb des Körpers gewähren. In der Kegel wer—
den sich in einem dunklen, schmutzigen Kaume die KReime länger
halten als in einem hellen, sauberen. Licht ist ihnen verderblich,
und der Sonnenschein vermag sie in kurzer Zeit zu töten. Man darf
aber nicht glauben, daß die winzigen, dem unbewaffneten Auge un—
sichtbaren und, ihm nur mit hilfe schärfster Linsensysteme zugäng—
lichen Organismen sich nur in äußerlich sichtbarem Schmutz erhalten
zönnen. Sie können sich auch an Orten finden, die uns vollkommen
sauber scheinen. In den meisten Sällen werden ihnen aber die
zchmutzecken einen günstigen Nährboden bieten, und je schmutziger
die Wohnung ist, desto leichter wird auch ein Bewohner mit den darin
vorhandenen Keimen in Berührung kommen und sich anstecken.
Affenbar wird auch die Überfüllung einer verseuchten Wohnung die
Befährdung für die Insassen noch vergrößern.
Die Träger der Krankheitskeime brauchen nun, wie bemerkt,
nicht immer selbst die Erscheinungen des Leidens zur Schau zu tragen.
die Forschungen der jüngsten Zeit haben ergeben, daß nicht nur viele
Uranke nach dem Abklingen der Symptome noch monate—, ja selbst
ahrelang die Erreger in ihrem Körper beherbergen — man nennt
sie Dauerausscheider —, sondern daß auch nicht selten Personen mit
tarken Schutzkräften gegen die Krankheit die Ueime in sich aufneh—
nen und lange Zeit bei sich behalten, ohne daß sie selbst es wissen
ind ohne daß ihnen jemand etwas anmerkt (GBazillenträger). Dauer-
ausscheider wie Bazillenträger streuen die Keime aber fortwährend
aus und bilden so eine große Gefahr für ihre Mitmenschen. Fast alle
Epidemien, in denen die Quelle der Ansteckung sich zunächst der Er—⸗
kenntnis entzieht, sind auf Keimträger zurückzuführen; auch eine
große Zahl von Wohnungsinfektionen kommt nur durch ihre Vermitt—
lung zustande.
Die Bazillenträger sind, wie erwähnt, durch natürliche Schutz-
kräfte gegen die Erkrankung gefeit. Es ist einleuchtend, daß die nie⸗
deren Pflanzen und Tiere, die uns als überträger von Krankheiten
bekannt sind, wie jedes andere Lebewesen außer- wie innerhalb des
Rörpers eines geeigneten Bodens zu ihrem Gedeihen bedürfen. Wie
eine Sumpfpflanze im Wüstensande, ein Kaktus im Morast vergeht,
so sterben auch die Krankheitskeime ab, ohne dem Körper zu scha—
den, wenn sie nicht eine ihrer Entwicklung zusagende Umgebung ge—