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Infektionskrankheit leidenden in Berührung kommt, angesteckt wer—
den. Wir wissen, daß die eigentlichen überträger dieser Krankheiten
winzige Lebewesen sind, die zumeist der niederen Pflanzenwelt, zum
kleineren Teile den primitiven Tieren angehören. Ohne sie kommt
die Krankheit nicht zustande. Dringen sie aber in den Körper ein
und finden dort günstige Lebensbedingungen, so ergreifen sie Besitz
von ihm und führen durch giftige Produkte ihres Stoffwechsels oder
durch Umsetzungen in den Geweben des menschlichen Körpers die für
die Krankheit kennzeichnenden Erscheinungen herbei. Die Entstehung
einer Infektionskrankheit hängt also unmittelbar mit dem Vorhan⸗
densein des Krankheitskeimes zusammen.
Für eine Urzeugung liegt kein Anhaltspunkt vor; die Keime
können also nicht in der Wohnung entstehen. Und doch kann sie
eine nicht unwesentliche Kolle bei der Derbreitung der Infektions—
krankheiten spielen. Voraussetzung hierfür bleibt aber immer, daß
die Erreger auf irgendeine Weise in sie gelangt sind. Die Keime
brauchen nämlich nicht immer unmittelbar von einem Körper auf den
andern überzugehen. Auch das Stück Papier braucht, um angesteckt
zu werden, nicht mit dem brennenden selbst in Berührung gebracht
zu werden, sondern wir können die Flamme mit einem Holzspan,
einem Zündfaden übertragen. Nur in vereinzelten Fällen sterben
die Krankheitskeime ab, wenn sie den menschlichen Körper verlassen
haben. Meistens vermögen sie sich eine gewisse Zeit, Stunden, Tage,
ja Wochen und Monate, sofern die Umgebung dem förderlich ist,
außerhalb des Körpers zu halten, ohne ihr Leben und ohne, was
nicht immer dasselbe ist, ihre Ansteckungsfähigkeit zu verlieren. Auch
hier kann uns wieder der Vergleich mit dem Feuer zum Verständnis
verhelfen: ein Funke kann sich in warmer Asche lange halten, ohne
seine Zündfähigkeit einzubüßen; wie aber das mit ihm in Berührung
gebrachte Papierstück aufflammt, so wird auch der Mensch erkranken,
der, ihnen günstige Lebensbedingungen bietend, solche außerhalb des
Uörpers lebens⸗ und ansteckungsfähige Krankheitskeime in sich auf—⸗
nimmt.
fAls Vermittlerin einer solchen indirekten Krankheitsübertra—
gung kann aber auch die Wohnung in Betracht kommen. Voraus—
setzung hierfür ist nicht nur, daß ein Erkrankter oder eine Person,
die die Krankheitskeime in sich birgt, ohne selbst krank zu sein —
ein gar nicht so seltener Fall —, die Keime einschleppt, sondern auch