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die Möglichkeit, daß Nahrungsmittel, die mit Kanalgasen in Berüh—
rung kommen, leicht verderben, wodurch dann wiederum manchmal
Darmkrankheiten entstehen.
Neben der Luft bildet das Licht eine der notwendigsten Lebens—
bedingungen. Es erscheint uns unentbehrlich. Und doch gibt es We—
sen, die ohne Licht leben und sich einer guten Gesundheit erfreuen.
In Bergwerken haben Pferde jahrelang unter Tag gearbeitet, ohne
daß eine Beeinträchtigung ihrer Leistungsfähigkeit oder eine krank—
hafte Veränderung an ihnen zu bemerken war. Die Polarnacht geht
in ihrer Dauer von 140—-150 Tagen ebenfalls ohne gesundheitliche
schädigung an den Menschen vorüber.
Aber ganz ohne Einfluß ist das Licht durchaus nicht. Seine Ent⸗
ziehung wirkt zunächst auf den Gemütszustand: Nordländer haben
ein in sich gekehrtes, grüblerisches, ernstes Wesen; Dunkelheit nimmt
den Frohsinn; bei uns galt deshalb die Verhängung von Dunkelhaft
als Strafverschärfung. Aber auch körperliche Folgen sind besonders
bei Uindern nachzuweisen: ihre Körpertemperatur ist in dunklen
Räumen um einen halben Grad niedriger als in hellen (Demme). Die
zelltätigkeit ist bei Licht reger; physiologische Forschungen haben in
jüngster Zeit ergeben, daß alle SZellformen vom Licht günstig be—
einflußt werden, daß besonders der Sauerstoffwechsel auch von ihm
abhängig ist. Die Pflanze braucht das Licht zur Atmung und zur Bil—
dung des für ihr Leben äußerst wichtigen Blattgrüns. Im Dunkeln
bleibt die Grünfärbung der meisten Pflanzen aus.
Ob die Blutarmut der Kinder, die in dunkeln, besonders in
Uellerwohnungen häufig ist, auf die Entziehung des Lichtes zurück—
zuführen ist, läßt sich kaum nachweisen. Licht und Feuchtigkeit sind
Gegner; dunkle Wohnungen werden oft auch feucht sein, und die
Wirkung der Feuchtigkeit ist bekannt. Ebenso stehen Licht und Un—
sauberkeit in Fehde miteinander; in dunklen Räumen wird es immer
Schmutzecken geben, selbst beim besten Willen der hausfrau, die die
unsauberen Stellen oft gar nicht wahrnehmen kann. In solcher Woh—⸗
nung werden die Uinder, zumal die am Boden herumkriechenden,
mit mancherlei unreinen Stoffen, gelegentlich auch mit Urankheits⸗
keimen, in Berührung kommen, die im Dunkeln besser als im hellen
gedeihen, ja in der Sonne vielfach absterben. Eine lichtarme Woh—⸗
nung kann also auch in dieser Weise ihre Bewohner gefährden. Sonne
und Licht sind dabei durchaus nicht gleichzusetzen. Als Arbeitsstätten