Full text: Sammelband

— — 
38 — 
Früher war man geneigt, den üblen Gerüchen eine außerordent⸗ 
liche Bedeutung für die Entstehung der Krankheiten zuzuschreiben. 
Die Erkenntnis, daß Typhus, Diphtherie und andere ansteckende 
Leiden von einem Menschen auf den anderen durch die Vermittlung 
von Bakterien übertragen werden, hat sich erst in den letzten Jahr⸗ 
zehnten Bahn gebrochen; vorher glaubte man, daß der Ansteckungs⸗ 
stoff in den Ausdünstungen der Kranken und ihrer Abgänge enthalten 
sei und sich mit ihnen verbreite. Bestand in einem hause CTyphus 
und ließ die Ableitung eines Aborts zu wünschen übrig, so daß immer⸗ 
während ein übler Geruch von ihm ausging, so sah man hierin die 
Ursache der Krankheit. Auf den Typhus kommen wir noch zurück. 
Zunächst fragen wir: Können Gerüche an und für sich gesundheit⸗ 
lichen Schaden hervorbringen? 
Bekanntlich haben die Wasserklosette in der Regel einen sog. 
Siphonverschluß, eine einem liegenden 8 ähnliche Biegung, aus der 
das die ganze Breite des Knies ausfüllende und dadurch die aus dem 
Kanale aufsteigenden Gerüche zurückhaltende Wasser nicht abfließen 
kann. Münden aber mehrere Klosette in dasselbe Ablaufrohr, dann 
kommt es gelegentlich vor, daß das im Siphon befindliche Wasser 
abgesaugt wird und somit die Kanalgase bis zur abermaligen Be— 
nutzung der Wasserspülung frei entweichen können. Die Gerüche 
werden also in das Klosett und in die umliegenden Räume dringen. 
Der üble Geruch im Abortraum kann zunächst die Folge haben, 
daß man sich unwillkürlich scheut, ihn zu benutzen und die notwendi⸗ 
gen Gänge zu ihm aufschiebt; dadurch wird der Stuhlgang zurück— 
gehalten, und es kann, wenn sich der Vorgang wiederholt, eine 
Darmträgheit, eine Verstopfung eintreten, die das Wohlbefinden 
durch Kopf⸗- und Leibschmerzen, Appetitmangel, Schwindelgefühle, 
beeinträchtigt. Die Frage, ob die Gerüche an und für sich innerhalb 
der Wohnung die Gesundheit direkt schädigen können, müssen wir 
nach allen vorliegenden Erfahrungen verneinen. Es unterliegt kei— 
nem Zweifel, daß sie oft Ckelgefühl hervorrufen, daß diesem in ein— 
zelnen Fällen Übelkeit, ja Erbrechen, häufiger wohl noch Appetit⸗ 
losigkeit folgen kann. Das ist nicht nur bei Klosettgerüchen, sondern 
zuweilen auch bei Rüchengerüchen, z. B. wenn ranziges Fett ausge⸗ 
lassen wird, der Fall. Wer aber einen Schnupfen hat und nicht 
riechen kann, bleibt gänzlich unbehelligt. Daß sich Krankheiten an⸗ 
schließen können, ist ausgeschlossen. Dasselbe gilt auch von den Aus⸗
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.