Full text: Sammelband

—E 
34 — 
man aber bedenkt, daß ihre Zusammensetzung in erster Linie von 
der Straßenluft abhängt, die in allen Städten schweflige Säure ent— 
hält, wie z. B. in Berlin 1,6—2 Milligramm im Kubikmeter, daß 
ferner im Winter ein gutes Teil der heizgase und damit wieder 
schweflige Säure in sie übergeht, so kann man ihren Einfluß auch 
in dieser Beziehung nicht von der hand weisen. Der Ruß wird aller⸗ 
dings hauptsächlich außerhalb der Wohnung, auf der Straße, in den 
Arbeitsstätten eingeatmet. Daß auch er für unsere Atmungsorgane 
nicht gleichgültig sein kann, geht schon daraus hervor, daß die Lungen 
aller älteren, in der Stadt lebenden Personen eine schwarzgraue Fär— 
bung zeigen, die von dem fleischfarbenen Aussehen des Organs beim 
Neugeborenen erheblich absticht. 
Wie verhängnisvoll unter Umständen die heizprodukte werden 
können, erhellt aus folgendem Vorkommnis: 3wei Bäckerlehrlinge 
wohnten in einer einfenstrigen Kammer, die gerade über der Back— 
stube lag. Das Fenster stand gewöhnlich, wenn die Lehrlinge arbei— 
teten, offen. Todmüde sanken sie nach des Tages Mühe und Last 
ins Bett, um regelmäßig frisch gestärkt zu erwachen. Eines Tages 
wurden sie vergeblich in der Backstube erwartet. Der Meister fand 
sie endlich anscheinend leblos in ihren Betten. Er riß sofort das 
Fenster auf und ließ einen Arzt holen. Mit großer Mühe gelang es, 
die Betäubten wieder ins Bewußtsein zurückzurufen. Ein besonderer 
Geruch war in dem Zimmer nicht zu bemerken. Da die Erscheinungen 
auf eine Kohlendunstvergiftung deuteten, forschte man nach der Ur⸗ 
sache und fand, daß das in der Rückwand der Kammer eingebettete 
Abzugsrohr des Backofens undicht war, daß infolge des auf den 
schornstein drückenden Windes die sonst glatt abziehenden Heizgase 
aus der Offnung ausgetreten und durch eine Ritze der baufälligen 
Wand in die Kammer gedrungen waren (Abb. 7). 
Die Kohlendunstvergiftung kann in allen Wohnräumen vorkom⸗ 
men, in denen die Heizgase irgendwie an ihrem Abzug durch den 
Kamin gehindert und daher gezwungen sind, sich der Stubenluft 
beizumischen. Bei weitem häufiger als jetzt war sie in früheren 
Zeiten, als man offene Kohlenbecken, ähnlich wie sie die mMarktfrauen 
noch heute im Freien im Gebrauch haben, mit in die Innenräume 
nahm, als die Ofen, besonders die berüchtigten winzigen eisernen 
—— 
die man zwar die Wärme zurückhalten konnte, mit ihr zugleich aber
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.