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man aber bedenkt, daß ihre Zusammensetzung in erster Linie von
der Straßenluft abhängt, die in allen Städten schweflige Säure ent—
hält, wie z. B. in Berlin 1,6—2 Milligramm im Kubikmeter, daß
ferner im Winter ein gutes Teil der heizgase und damit wieder
schweflige Säure in sie übergeht, so kann man ihren Einfluß auch
in dieser Beziehung nicht von der hand weisen. Der Ruß wird aller⸗
dings hauptsächlich außerhalb der Wohnung, auf der Straße, in den
Arbeitsstätten eingeatmet. Daß auch er für unsere Atmungsorgane
nicht gleichgültig sein kann, geht schon daraus hervor, daß die Lungen
aller älteren, in der Stadt lebenden Personen eine schwarzgraue Fär—
bung zeigen, die von dem fleischfarbenen Aussehen des Organs beim
Neugeborenen erheblich absticht.
Wie verhängnisvoll unter Umständen die heizprodukte werden
können, erhellt aus folgendem Vorkommnis: 3wei Bäckerlehrlinge
wohnten in einer einfenstrigen Kammer, die gerade über der Back—
stube lag. Das Fenster stand gewöhnlich, wenn die Lehrlinge arbei—
teten, offen. Todmüde sanken sie nach des Tages Mühe und Last
ins Bett, um regelmäßig frisch gestärkt zu erwachen. Eines Tages
wurden sie vergeblich in der Backstube erwartet. Der Meister fand
sie endlich anscheinend leblos in ihren Betten. Er riß sofort das
Fenster auf und ließ einen Arzt holen. Mit großer Mühe gelang es,
die Betäubten wieder ins Bewußtsein zurückzurufen. Ein besonderer
Geruch war in dem Zimmer nicht zu bemerken. Da die Erscheinungen
auf eine Kohlendunstvergiftung deuteten, forschte man nach der Ur⸗
sache und fand, daß das in der Rückwand der Kammer eingebettete
Abzugsrohr des Backofens undicht war, daß infolge des auf den
schornstein drückenden Windes die sonst glatt abziehenden Heizgase
aus der Offnung ausgetreten und durch eine Ritze der baufälligen
Wand in die Kammer gedrungen waren (Abb. 7).
Die Kohlendunstvergiftung kann in allen Wohnräumen vorkom⸗
men, in denen die Heizgase irgendwie an ihrem Abzug durch den
Kamin gehindert und daher gezwungen sind, sich der Stubenluft
beizumischen. Bei weitem häufiger als jetzt war sie in früheren
Zeiten, als man offene Kohlenbecken, ähnlich wie sie die mMarktfrauen
noch heute im Freien im Gebrauch haben, mit in die Innenräume
nahm, als die Ofen, besonders die berüchtigten winzigen eisernen
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die man zwar die Wärme zurückhalten konnte, mit ihr zugleich aber