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strebenden Mietskasernen der Tod reiche Ernte hielt. In Halle war
die Hälfte aller Säuglingstodesfälle auf den zehnten Teil des ganzen
Ztadigebietes beschränkt, und in diesem lagen die vier⸗ und fünf—⸗
stöckigen Massenquartiere. In Graz waren 38 vA aller Wohnungen,
in denen Säuglinge während des Sommers starben, übervölkert,
65 v nicht durchlüftbar, 34 vH schmutzig. Es fiel bei den Crhebungen
auf, daß die Kellerwohnungen im ganzen erheblich günstigere Ziffern
aufwiesen als die Dachräume; in Berlin starben in diesen viermal so
biel Kleinkinder wie in jenen. Die Temperaturunterschiede zwischen
Dach und Keller betragen aber während des Sommers 485 Grad.
Auch das wies darauf hin, daß die Wohnungsverhältnisse unter dem
Linflufse der Sommertemperatur für den üblen Gesundheitszustand
der Säuglinge ursächlich waren.
Die hitze hält sich in den Käumen länger als draußen; die
Wände, die einmal die Wärme in sich aufgenommen haben, strahlen
sie nach innen aus, und diese Ausstrahlung dauert noch einige Cage
nach dem Cintritt der Abkühlung an. In einem engen, der Sonne
ausgesetzten Zimmer fiel in 14 Tagen die Temperatur nicht unter
24 Grad; sie stieg aber bis auf 36. nicht selten ist sogar die Innen⸗
temperatur höher als die äußere, besonders wenn die Wohnung von
wärme⸗ und wasserdampfabgebenden Menschen überfüllt ist und eine
genügende Lüftung fehlt. Künstliche Überhitzung kommt zwar auch
im Winter vor, aber da wirkt als Ausgleich eine erhebliche Abküh⸗
lung in der Nacht.
So glaubt man denn, alle Erscheinungen, die den Sommeritod
der Säuglinge zur Folge haben können, auf die unter ungünstigen
Wohnungsverhältnissen besonders unheilvolle Sommerhitze zurück.
führen zu müssen. Diese Erscheinungen nun können sich auf zweierlei
Weise geltend machen. Das bis dahin ganz gesunde Kind kann plötz—
litz verfallen und in kurzer Seit, vielleicht nach Eintritt von Krämp⸗
fen, sterben: ein Krankheitsbild ähnlich dem hitzschlag der Erwach—⸗
senen und auch den sog. Heizerkrämpfen, die beim Maschinenpersonal
in den Kesselräumen der überseedampfer nicht selten vorbommen.
Der Körper kann unter der Cinwirkung der ihn umgebenden heißen,
meist auch feuchtigkeitsgesättigten Atmosphäre keinen Wasserdampf,
keine Wärme abgeben; die Wärme speichert sich auf, man redet von
einer Wärmestauung, und sie löst Hitzschlag aus. Viel häufiger weisen
uns Darmerscheinungen auf die dem sSãugling drohende Gefahr. Das