Full text: Sammelband

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Strom von unterbewußten Inhalten ordnet und lenkt. Völlig un—⸗ 
bewußt ist nichts in unserer Seele. Jenseits unseres Oberbewußt— 
seins tut sich eine neue Welt auf, und die Vorgänge in unserem 
Unterbewußtsein stellen ein neues „Jenseits der Seele“ dar, dessen 
Erkenntnis uns erst zu dämmern beginnt. hier haben wir schon 
den Schlüssel für das Verständnis der Suggestion gefunden. Bei 
dieser gelangen Vorstellungen und Affekte an unserer inneren Auf— 
merksamkeit vorbei in unser Unterbewußtsein. hier werden sie 
fest verankert und beeinflussen uns in unserem Tun und LCassen, 
ohne daß es uns bewußt wird, daß diese Ppflanzen nicht auf unserem 
eigenen Boden gewachsen sind und daß gleichsam ein Fremdkörper 
in unsere Seele gelangt ist. Auf dem Wege über dieses Unterbewußt— 
sein gelingt es, Ideen, Gefühle, Affekte und andere psychische Zu— 
stände von einem Individuum auf das andere zu übertragen. So 
haben wir uns den Vorgang der Suggestion zu denken. 
Während nun bei der Suggestion der Einfluß eines anderen 
Menschen sich geltend macht, wir reden dabei von der Fremd⸗ 
suggestion, kann auch in unserer eigenen Seele irgendeine Vorstel—⸗ 
lung oder ein Gefühl zu einer besonderen Stärke anwachsen. Alle 
entgegenstehenden seelischen Inhalte können dadurch verdrängt wer— 
den, und eine solche zur Herrschaft gelangte Idee kann mit unwider— 
stehlicher Kraft wirken. Wenn wir uns des Abends mit dem Ge— 
danken zu Bett legen: „Du kannst heute nicht einschlafen!“, so ge— 
nügt diese Vorstellung oft, um uns lange wach zu halten. Bekannt 
ist das Gefährliche der Vorstellung des Steckenbleibens für den Red— 
ner. HRus meiner Jugend erinnere ich mich eines anderen Bei— 
spieles. Ich hatte so weit das Schwimmen erlernt, daß ich mich 
selbständig daran machte, auszuprobieren, ob ich jetzt wohl imstande 
sei allein im Schwimmbassin herumzuschwimmen. Der Versuch ge— 
lang gut. Dreimal hatte ich schon sicher das Bassin durchschwommen. 
Da kam mir plötzlich der Gedanke: „Wenn du nun nicht weiter 
kämst?“ Fast gleichzeitig fühlte ich auch schon, wie ich zu sinken 
anfing. Ganz unfähig war ich nun, die ruhigen, geordneten Be— 
wegungen des Schwimmens auszuführen, und erst ein Mitschüler 
befreite mich aus der immer gefährlicher werdenden Lage. hier 
war nicht etwa Ermüdung die Ursache für das Versagen, sondern 
lediglich die Vorstellung löste die Unsicherheit und weiterhin die 
Unfähigkeit aus, eine Tätigkeit fortzusetzen, die bis zum Auftauchen
	        
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