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wiesen, kann, wie wir es an der Dersuchskammer gesehen haben,
auch der einzelne Mensch sehr wohl die Nachteile der von ihm selbst
verschlechterten Cuft an sich wahrnehmen. Viel ungünstiger werden
die Verhältnisse sein, wenn mehrere Personen sich in einem Raume
aufhalten und sich nicht nur gegenseitig die reine Luft wegnehmen,
sondern auch erheblich zu ihrer Verschlechterung beitragen. Wir spre⸗
chen gern von der Überfüllung eines Kaumes. Wann tritt nun
eine solche ein? Wie schon erwähnt, atmen wir stündlich 22,6 Liter
Kohlensäure aus. Um diese Menge in der Luft so zu verteilen, daß
sie nicht mehr als den gesundheitlichen Grenzwert 0,1 vH ausmacht,
sind nicht weniger als 38 000 Liter reine Atmosphäre nötig. Nun
ist der Mensch zwar die Hauptquelle für die Verschlechterung der Zim⸗
merluft, aber nicht die einzige. Heizung und Beleuchtung tragen mit
hren Produkten auch zu ihrer Verunreinigung bei, so daß wir theo⸗
retisch mit einem Lüftungsbedarf von 50000 Litern in der Stunde
für die Person rechnen müssen. Bei zwei- bis dreimaliger Erneuerung
der Custmenge, eine Bedingung, die auch ohne künstliche Dentila⸗
tionsanlagen mit Hilfe der stets luftdurchlässigen Türen und Fenster
erfüllt werden kann, müßte also jeder Bewohner einen Naum von
1725 chm zur Verfügung haben.
Wenn man alle Kleinwohnungen als überfüllt betrachten wollte
die nicht dieser Bedingung nachkommen, dann wäre ihre Zahl unenoͤ⸗
lich. In der Praxis redet man gewöhnlich von einer Überfüllung,
wenn ein Kaum von mehr als 6, zwei von mehr als 12 Insassen be⸗
wohnt werden. Von allen Wohnungen waren in Berlin 6, in halle
9,8, in Pposen 13,6 und in Königsberg 15,1 vH überfüllt. Man hat
berechnet, daß solche Wohnungen eine größere Sterblichkeit auf⸗
weisen als ordnungsmäßig belegte. Daraus einen Schluß auf die
zchädlichkeit der schlechten Cuft zu ziehen, geht zu weit. Es fallen
hierbei die gesamten ungünstigen sozialen Verhältnisse solcher Woh—⸗
aungsinhaber, schlechte Crnährung, schwere Arbeit ins Gewicht. Die
Folgen der Luft verderbnis beschränken sich auf die Erzeugung
bon Blutarmut; wir sind schon nicht berechtigt, den schwereren Ver—
lauf von Urankheiten auf die Einwirkung von schlechter Luft allein
zu schieben.
Ein Schaden jedoch, der vor nicht langer Zeit beängstigende For⸗
men angenommen hatte, jetzt aber im Kückgange begriffen ist, hängt
mit der Beschaffenheit der Luft eng zusammen. Ein Beispiel soll uns