Full text: Sammelband

worden, und so wurde denn ungeachtet der Warnung guter Freunde 
und im Vertrauen auf beständigen Sonnenschein ber Neubau bereits 
Ende März, kaum sechs Monate nach der Ausschachtung des Bodens, 
bezogen. Zwar roch alles noch recht frisch, auch waren an den Wän⸗ 
den einzelne feuchte Flecke zu sehen, und man wurde oft ein leichtes 
Befühl des Frierens nicht los, aber man hoffte, die Zentralheizung 
werde schon die Feuchtigkeit bald gänzlich vertreiben. Unter der 
Freude des Einrichtens vergingen die ersten vier Wochen, aber bald 
wurde das Glück dadurch getrübt, daß alle drei Kinder, die bisher in 
blühender Gesundheit gestanden hatten, zu husten begannen, krän⸗ 
zelten und sich schließlich niederlegen mußten. Bei zweien entwickelte 
sich eine CLungenentzündung, während das dritte mit einem Luft⸗ 
röhrenkatarrh davonkam. Erst nach Wochen erfolgte die Genesung. 
Unterdessen war das Wetter wärmer geworden, die Sonne meinte 
es besonders gut und trocknete im Laufe des Sommers das haus 
derartig aus, daß die Gesundheit der Bewohner nun nicht mehr beein⸗ 
trächtigt wurde. 
Das alte Wort: Wenn du dein Haus fertig hast, so laß im ersten 
Jahre deinen Feind, im zweiten deinen Freund darin wohnen, und 
im dritten zieh selbst hinein — beweist, daß Vorgänge, wie der ge⸗ 
schilderte, oft vorkommen. So bildet das ungenügende Austrocknen 
eines Neubaus oft die Ursache für die Wohnungsfeuchtigkeit. Kein 
Wunder, wenn man bedenkt, welche Wassermengen in den Baumate— 
rialien, den Ziegeln und dem Mörtel stecken. Pettenkofer hat 
berechnet, daß allein die zum Bau eines dreischössigen, je 53immer 
enthaltenden hauses gebrauchten 167 000 Ziegel 41 750 Liter Wasser 
fassen. Die vom Moͤrtel gebundene Wassermenge bewertete er eben⸗ 
so hoch, so daß also die Gesamtmenge auf 83500 Liter geschätzt wer⸗ 
den muß. Diese Wassermassen, deren Umfang aus der Abb. 
deutlich wird, soll nun zum größten Teile verdunsten: alles Wasser 
wird nie aus den Mauern verschwinden, und selbst alte häuser ent⸗ 
halten noch ä VH Seuchtigkeit, aber mehr als 122 N sollte in Neu⸗ 
bauten nicht nachzuweisen sein, will man sie als trocken gelten lassen. 
Der Grad der Seuchtigkeit läßt sich leicht durch eine Untersuchung des 
Mörtels feststellen. Die Austrocknung des Hauses ist sehr vom Wetter 
abhängig, aber Monate gehen immer darüber hin. Jedenfalls dem 
Erbauer dauert sie fast immer zu lange, und nur allzuoft wartet er 
die Austrocknung nicht ab. Vielfach gewährt der hausbesitzer den
	        
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