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und fuchte auch dadurch möglichst viel Geld herauszuwirtschaften,
daß man möglichst viele Familien unterbrachte. Die durch Jahr⸗
kausende im hausbau gemachten Erfahrungen wurden vielfach außet
acht gelassen; der häufige Wechsel der Bewohner aber ließ kein
inneres Band zwischen ihnen und dem heim aufkommen, machte sie
rücksichtslos, verführte sie dazu, das Material schonungslos zu be—
dandeln So ergaben sich mancherlei bauliche Mißstände für die Woh—
nung und gesundheitliche Nachteile für die Bewohner. Wir wollen
dier die Schäden ausschalten, die der Körper innerhalb eines Hauses
durch Unfall nehmen kann und nur die Krankheiten einer näheren
Betrachtung unterziehen, die mit haus und Hof in Verbindung stehen.
Der Begriff „Wohnungskrankheit“ ist heutzutage durchaus land⸗
läufig, wird aber, wie wir sehen werden, nicht selten kritiklos
gzebraucht.
Es ist oft sehr schwierig, den Zusammenhang eines Leidens mit
den vier Wänden festzustellen. Der Arzt kommt nur ausnahmsweise
chon dann, wenn die Krankheit noch im ersten Anfange steht. Hat
er Mängel der Wohnung festgestellt, dann neigt der Bewohner, sofern
er nicht gerade der Hauswirt selbst ist, dazu, den Beginn der ersten
Erscheinungen in die Zeit nach dem Einzuge zu verlegen. Jeder
Arzt weiß, wie schwer es in allen Kreisen ist, den Anfängen eines
Ceidens auf den Grund zu gehen. Oft genug hat der von Sorge und
lot Bedrängte, aber auch der Wohlhabende gar keine Zeit dazu,
krank zu werden. Die Familie läßt es gar nicht zu, daß das Ober⸗
haupt, auf dessen Erwerbstätigkeit sie zu ihrer Erhaltung ange—
wiesen ist, daß die Hausfrau, ohne deren Fürsorge die Kinder kaum
ihr Recht bekommen und das Nahrungsbedürfnis des Mannes nicht
befriedigt wird, einer körperlichen Unstimmigkeit erliegt und aus⸗
spannt. Da heißt es also oft ausharren, solange es geht; dann aber
noch herauszubekommen, wann das Leiden begonnen hat, ist dem
Arzte unmöglich. In vielen Fällen wird er auch gar nicht um Kat
zefragt. Darum ist auch eine Krankheitsstatistik felbst meldepflich⸗
tiger Leiden nie zuverlässig. Cbensowenig klären die zahlenmäßigen
Angaben über die Todesursachen die Frage der Wohnungskrankhei⸗
ten, weil die Wohnung, in der der Kranke stirbt, gewöhnlich nicht die
ist, in der er erkrankte.
Trotzdem schließen die teilweise auch durch Versuche wissenschaft⸗
lich bestätigten Erfahrungen jeden Zweifel darüber aus. daß die Woh⸗