Full text: Sammelband

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wird künstlich hergestellt. Es gibt Traumbücher, in denen neben 
vielen Zusätzen von phantastischen oder raffinierten Verfassern doch 
noch immer ein gut Teil Volksüberlieferung enthalten ist; es haben 
sich mit der Zeit förmliche Wörterbücher herausgebildet, in denen 
man den Inhalt seines Traumes, in einzelne Schlagwörter zerlegt, 
erklärt findet. Aufs Geratewohl seien einige Deutungen, wie sie 
im Volke noch üblich sind, herausgegriffen: Perlen bedeuten im 
Traume Tränen, Cier: Streit, Läuse: Geld, Feuer mit hellen Slam— 
men: große Freude, ein kleines Uind: ärgernis. Die weiße Farbe 
gilt als todverkündend; in Böhmen ist es ein Zeichen für den nahen 
Tod, wenn ein Kranker von einem Schimmel träumt. 
In allen Ländern, in denen Lotto gespielt wird, werden die 
Träume verwertet, um aus ihnen hinweise auf die zu setzenden Num— 
mern zu erhalten. Die Buchstaben eines Wortes, das zum Traume 
Beziehung hat, werden in Sahlen umgewanoͤelt. Es gibt Verzeich— 
nisse zu kaufen, die jedem Lotteriespieler gute KRatschläge in dieser 
Hinsich erteilen. In manchen Gegenden Osterreichs waren bis vor 
kurzem die LCotterieeinnehmer zugleich Traumbuchhändler. Ein 
Ministerialerlaß hat ihnen diesen Nebenerwerb versagt. 
Beim Volke gelten als besonders bedeutsame Träume die in 
der ersten Nacht nach Vollmond, die in der Weihnachtsnacht, ferner 
die ersten Träume in einem fremden Bett, in einer neuen Wohnung. 
In Schlesien soll der Traum in Erfüllung gehen, den man dreimal 
hintereinander träumt, und im Erzgebirge darf man gute Träume 
niemandem erzählen, da sie sich sonst nicht verwirklichen. 
Der Glaube an die Träume und ihre weissagende Kraft ist aber 
durchaus nicht auf das naive Volk beschränkt. KUuch in gebildeten 
Kreisen hört man immer wieder wunderbare Berichte. Diesen Er— 
zählungen gegenüber muß man zunächst ganz unparteiisch sein. Man 
muß sich die Ereignisse, zu denen die Träume in Beziehung gesetzt 
werden, nicht nur einmal, sondern mehreremal berichten lassen, wobei 
sich dann oft schon die Unsicherheit der Grundlagen ergibt. Von 
vornherein ist ein mißtrauen nicht zu umgehen, wenn von dem Traum 
erst gesprochen wird, nachdem das vorausgesagte Ereignis eingetreten 
ist; immer liegt in solchen Fällen die Wahrscheinlichkeit vor, daß 
ein Zusammenhang erst künstlich aufgebaut wurde. Die Nachprüfung 
von 100 angeblich weissagenden Träumen, die sich Lehmann be— 
richten ließ, ergab in keinem Falle etwas Wunderbares. 
Oft bildete der weissagende Traum nur die natürliche Solge
	        
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