Full text: Sammelband

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schlafwandelnde Frauen Staub wischen, oder sich in der RKüche zu 
schaffen machen. In der Regel bleibt es aber bei Versuchen. Dem 
Erwachenden ist oft jede Erinnerung an die Traumhandlungen ge⸗ 
schwunden. 
Bisher sind nur wenige Fälle einwandfrei beobachtet, in denen 
sich das Nachtwandeln auch auf Orte außerhalb des Hhauses aus⸗ 
dehnte. Dabei kommt es zuweilen vor, daß Gänge in gefährlicher 
sage unternommen werden. Man hat Nachtwandler auf Dachfirsten 
entlanggehen, an häusersimsen umherklettern sehen. Das ist inso— 
sern nicht zu verwundern, als ja der Nachtwandler im Grunde ge⸗ 
iommen schläft und träumt, also nicht die Befähigung hat, die Gefahr 
seiner Lage zu erkennen. Man stelle sich den gleichen Vorgang im 
Hachen vor; an und für sich kann jeder auf einem hanobreiten Sims 
einhergehen, wenn der Sims auf dem Fußboden angebracht ist. Be—⸗ 
findet er sich dagegen in der Höhe des zweiten Stockwerks eines 
hauses, so wissen wir, daß ein Fehltritt uns den Tod bringen kann. 
Aus dieser Erkenntnis aber entspringt Angst; die Angst macht uns 
unsicher und schwindelig. Beim Nachtwandler fällt sowohl die Er— 
kenntnis als auch die mit ihr zusammenhängende Angst und der 
dchwindel fort. Er wird daher, wenn er nicht aufgeweckt wirod, 
sicher selbst in anscheinend gefährlicher Lage einhergehen. 
Die Vorstellungen, die die Traumhandlungen des Nachtwandlers 
beherrschen, stammen gewöhnlich aus dem Erinnerungsschatze. Da 
die eigentliche Traumerinnerung sehr unvollkommen ist, ja oft 
überhaupt fehlt, so ist es auch nicht möglich, die Traumbilder weiter— 
zuverfolgen. 
Das Nachtwandeln wird nun vom Volke gern mit dem Monde in 
herbindung gebracht, und es ist der Begriff „Mondsucht“ geprägt 
worden. Mancherlei Aberglauben knüpft sich daran. Auch die Dicht⸗ 
zunst hat sich mit ihr beschäftigt; wir denken dabei an die Cady Mac⸗ 
beth, den Prinzen von homburg, an Otto Cudwigs Novelle „Marie“, 
in Kalbecks von Brahms so stimmungsvoll vertontes Gedicht „Der 
Hachtwandler“. 
Bisher fehlt jeder Beweis dafür, daß der Mond in irgendeiner 
sSeziehung zum Nachtwandeln steht. Wir wissen nur, daß das Mond— 
icht auch durch die geschlossenen Augenlider hindurch als Sinnesreiz 
virken und als solcher Träume auslöfen kann. 
Viel geläufiger aus eigener Erfahrung als das Nachtwandeln ist 
ins allen der Alporuck. Er ist nicht an eine krankhafte Verände— 
cFischer⸗Defoy, Schlafen und Träumen. 5
	        
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