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lästigt, daß er aufstehen und Gesellschaft herbeiholen mußte, um
nicht mit denen, die ihn bedrohten, allein sein zu müssen. Besonders
herrschen in den Träumen der Alkoholiker kleine häßliche Tiere,
Mäuse, Ratten, Insekten, oft mit gräßlichen Fratzen versehen, vor.
Nicht selten erreicht die Lebhaftigkeit der Träume auch bei Er—
wachsenen einen Grad, daß die sonst gewöhnlich schlummernde Wil—
lenstätigkeit erweckht wird und der Körper nun Versuche macht, an
der Traumvorstellung durch Bewegungen teilzunehmen, mit anderen
Worten, sie zur Traumhandlung zu erheben. Bei dieren bilden
diese Traumbewegungen fast das einzige Zeichen, aus dem wir
schließen können, daß sie überhaupt träumen. Der Hund knurrt
und bellt nicht selten im Schlafe, d. h. er versucht, sich verständlich zu
machen, Sprechversuche unternimmt auch der Mensch im Traume.
Der Mund wird dabei gewöhnlich nicht geöffnet, die Zähne bleiben
aufeinander gepreßt. Die gewöhnlich im Nasalton gesprochenen Worte
sind nicht immer leicht verständlich. Die Traumsprache ist lückenhaft
und lallend, sie ähnelt vielleicht am ehesten der eines Betrunkenen.
Aber auch andere als Sprechbewegungen sind beim schlafenden und
träumenden Menschen nicht selten.
Von dem Schlafreden nur dem Grade nach verschieden ist das
achtwandeln. Während bei den Schlafbewegungen der Körper
nur Versuche macht, an der Traumvorstellung teilzunehmen, und es
ihm nicht gelingt, sie in eine Traumhandlung zu verwandeln, führt
er beim Nachtwandeln förmliche Handlungen aus. Es hat sich um
diese Art von Traumhandlungen ein Sagenkranz gebildet. In Wirk⸗
lichkeit sind aber die Leistungen der Nachtwandler durchaus nicht
so merkwürdig; wie so mancher Dinge, hat sich die Übertreibung auch
dieser krankhaften Erscheinung, die stets ein angegriffenes Nerven
system voraussetzt, bemächtigt. Die wenigsten Berichte sind von un—
befangenen Fachleuten geprüft. Binz erwähnt ein Beispiel von
Nachtwandeln. Einer seiner Patienten hatte solche Anfälle, wenn er
am späten Abend sich mit Anstrengung geistiger Arbeit hingegeben
oder schwere Speisen genossen hatte. Einmal, als beides geschehen,
erwachte er plötzlich, wie er auf dem 2m hohen Ofen des Schlaf—-
zimmers kniete Nachdem die Diät nicht nur des Körpers, sondern
auch des Geistes völlig geregelt war und Fehler nicht mehr vorkamen.
blieb auch das Nachtwandeln aus.
Gewöhnlich werden im Nachtwandeln nur solche Handlungen aus⸗
geführt, die der Tagestätigkeit entsprechen; es kommt 3. B. vor, daß