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der Arbeiter nach seinem Tagewerk. Von 93 träumenden vVerbre—
chern träumten nur 11 von ihren Verbrechen mit Erregung; 24,
die nach ihrer Angabe nie träumten, waren in der Mehrzahl Mör—
der (de Sanctis). Der Schlaf des Verbrechers gleicht also in der
Kegel dem des Gerechten.
8. Traumhandlungen.
Während wir bisher nur die einfachen Träume näher betrachtet
haben, müssen wir noch auf die sog. potenzierten, die Traum—
handlungen, einen Blick werfen. Potenzierte Träume entstehen ge—
nau so wie die einfachen und setzen sich aus denselben Elementen zu—
sammen. Unser Körper nimmt jedoch einen besonderen Standpunkt
ihnen gegenüber ein. Die Traumvorstellungen gewinnen einen sol—⸗
chen Grad von Lebhaftigkeit, daß der Träumende sie für wahr hält
und Versuche macht, sich so zu verhalten, als ob es sich um wirkliche
Vorgänge handelte. Er ist bestrebt, Bewegungen auszuführen, zu
sprechen; ja es kommt zuweilen zu geordneten Bewegungen und
dahin, daß er seine Lagerstätte verläßt und Handlungen ausführt,
die auf den Zuschauer den Eindruck von etwas überlegtem machen
können. hin und wieder kommt jeder gesunde Mensch in die Cage,
potenzierte Träume zu haben. Es gibt zahlreiche Übergänge von
den einfachen Träumen zu ihnen. In ihrer ausgeprägtesten Form,
dem Nachtwandeln, sind sie jedoch stets an eine krankhafte Grund—
lage gebunden.
Jeder von uns ist wohl schon in die VDersuchung gekommen,
Wachen und Träumen einmal zu verwechseln. Wir können uns das
sehr gut erklären, wenn wir bedenken, daß das Bewußtsein erst
allmählich aufwacht, das Erwachen des Körpers aber plötzlich er⸗
folgt. Wir fühlen uns also gewöhnlich mit einem Male in die Wirk—
lichkeit versetzt, verweilen aber mit unseren Sinnen noch in der
Traumwelt.
Nicht selten kommt es nach einem schönen Traum gar nicht zu
wehmütigen Gedanken darüber, daß der Traum vorüber ist, sondern
das vorherrschende Traumgefühl bleibt bestehen und versetzt uns
in eine aus ihm hervorgehende gehobene Stimmung. Unangenehme
Träume können natürlich die entgegengesetzte Wirkung haben. Vor—⸗
zugsweise beobachtet man die Fortsetzung der Traumgefühle in das
Wachen hinein bei kleinen Kindern. Wir sagen oft, wenn ein Kind
griesgrämig aufwacht, mit nichts zufrieden ist und über das geringste